Die Gedenktafel ist am neuen Standort angekommen
Wir berichteten im Dezember vergangenen Jahres über eine „Ehrentafel“ , (von nun an nur noch Gedenktafel genannt) für deren Erhalt wir uns als Heimatverein Bodelschwingh und Westerfilde e.V. eingesetzt hatten. Heute können wir die freudige Botschaft übermitteln, dass die Rettung erfolgreich abgeschlossen ist.
Die Gedenktafel befindet sich jetzt wieder auf der ehem. Zeche Westhausen, ganz in der Nähe ihres ursprünglichen Standortes. Im Auftrag der „Städtischen Immobilienwirtschaft“ war die Tafel aus dem Schulgebäude ausgebaut und im Museum in der Fördermaschinenhalle wieder fachmännisch aufgestellt worden.
Am 3. März 2020 erfolgte auf Einladung der Pressestelle der Stadt die offizielle Vorstellung der Gedemktafel am neuen Standort. Zu den Vertretern der Presse und den anwesenden Gästen sprachen der Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch, der Leiter der Städt. Immobilienwirtschaft, Herr Andreas Grosse-Holz und Gerd Obermeit als Vorsitzender des Heimatverein Bodelschwingh und Westerfilde e.V..
Besonderer Dank ging an die Städtische Immobilienwirtschaft für die schnelle und unbürokratische Durchführung der Gedenktafel-Umsetzung. Dank aber auch an alle anderen, die unterstützend dazu beigetragen haben. Ganz herzlicher Dank ging natürlich auch an Klaus Völkmann, der als Eigentümer des Gebäudes den Umsetzungsplan erst möglich gemacht hatte.
Aber warum war uns die Erhaltung der Gedenktafel eigentlich so wichtig?
Was es mit der Gedenktafel auf sich hat
Einhundertvier Namen. Namen wohl zumeist junger Männer aus Bodelschwingh und Westerfilde, die manchmal vielleicht eben erst ihre Berglehre kurz hinter sich gebracht hatten und in den Krieg ziehen mussten. Und nicht wiederkamen. Einhundertvier Gefallene der Belegschaft der Schachtanlage Westhausen – der blutige „Beitrag“ unserer Heimatzeche zu den Millionen von Toten des Ersten Weltkriegs 1914-1918.
Ihre Namen sind aufgeführt auf der Gedenktafel, die nach dem Krieg in der Lohnhalle der Schachtanlage Westhausen zentral ihren Platz fand. Als im Jahre 1966 die Zeche ihre Förderung einstellte, befand sie sich noch dort, wie der im Januar dieses Jahres verstorbene Zeitzeuge Karl-Heinz Siewert noch bestätigen konnte. Dann wurde die Tafel irgendwann ausgebaut, um sie zu erhalten, falls die Zechengebäude wie vielerorts nach der Schließung abgerissen werden würden.
Die Tafel gelangte danach an die Außenwand der Trauerhalle des ehemaligen Kommunalfriedhofs auf dem Westerfilder Berg (heute Hainfriedhof). Vor dem Abriss der Trauerhalle 1985 wurde die Tafel ein zweites Mal gesichert, zunächst in Wischlingen zwischengelagert, dann 1987 im Flur der Hauptschule Im Odemsloh neu angebracht – zur Mahnung der Schüler vor dem Grauen von Krieg, Leid und Tod.
Vor dem anstehenden Abriss der Gebäude der Schule wurde nun die Gedenktafel zum dritten Male „gerettet“, um weiter als Mahnmal erhalten zu bleiben. Auf Initiative des Heimatvereins Bodelschwingh-Westerfilde befasste sich die Stadt Dortmund mit dem Thema und der Erhalt der Tafel konnte abermals gesichert werden – mehr noch: sie kehrte zurück an einen Platz unweit ihres ursprünglichen Standortes auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westhausen. In der früheren Fördermaschinenhalle für Schacht 3 befindet sie sich nun im heutigen kleinen Bergbaumuseum (ehemals REVAG) an einer Wand – und sie ergänzt damit die Erinnerung an die inzwischen vergangene Zeit des Kohlenbergbaus, der unsere Region über 150 Jahre geprägt hat.“
Hier aber nun mehr Details zur Sache, soweit verfügbar.
Ein Bild der Tafel aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wie sie in der Lohnhalle der Schachtanlage Westhausen angebracht war und woran sich Karl-Heinz Siewert erinnerte:
Dann die Trauerhalle auf dem Westerfilder Kommunalfriedhof im Jahre 1981:
Zu sehen ist die Tafel hier (leider) nicht. Erhalten geblieben ist jedoch ein Schriftverkehr über den Verbleib und die mögliche Neuaufstellung der Tafel, initiiert von Herrn Dr. Christian Böttcher aus Westerfilde, nachdem die Trauerhalle 1985 abgerissen worden war. Die Tafel war damals „gerettet“ worden und in Wischlingen eingelagert worden: Die Bezirksvertretung Mengede hat wohl in einer Sitzung am 08.05.1985 beschlossen, „…gelagerte Gedenktafel soll auf dem Westerfilder Friedhof als Gedenkstätte aufgestellt werden“, was das Grünflächenamt aber ablehnte mit der Begründung, dass schon die Trauerhalle dort Ziel und Opfer von Vandalismus geworden sei und es zu erwarten stehe, dass die dort wieder aufgestellte Gedenktafel ebenfalls Vandalismus zum Opfer fallen würde:
Darüber berichtete auch die Mengeder Zeitung am 26.08.1985:
Im Herbst 1985 sollte sich dann aber der nächste Verbleib der Tafel laut Bericht der Westfälischen Rundschau vom 17.10.1985 klären:
Und die Bezirksverwaltung Mengede beschloss am 05.11.1985:
Und bemerkenswert: schon damals regte Wolfgang Genth an, die Tafel wieder auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Westhausen aufzustellen!
Wie die Gedenktafel in das Museum gelangte
Wir können nun zeigen, wie die Tafel Ende Februar 2020 an ihren neuen Standort in das kleine Bergbaumuseum Westhausen kam – und das war nicht einfach bei einem Gewicht von geschätzten 450 Kilogramm!
Allein Muskelkraft reichte da nicht aus. Ein Nachbar mußte mit seinem Bagger gerufen werden. Mit bewundernswertem Feingefühl half er beim Hochhieven der Tafel vom Transporter der Steinmetzfirma. Firma Paetzke aus Hörstel bei Steinfurt hatte die Tafel in der Schule ausgebaut und restauriert. Der Bagger bugsierte das schwere Teil bis auf den Treppenabsatz vor der Tür des Museums. Eine Sackkarre, sechs Männer mit ihrer Muskelkraft und viel Geschick schafften dann die Gedenktafel an Ihren Standort an der Wand, wo sie sich heute befindet.
Ein Flaschenzug an einem eigens aufgebauten Gerüst brachte die Tafel an die Position, in der sie in der Wand verdübelt werden konnte. Neue Sandsteinumrandung drumherum – und fertig!
Fertig? Noch lange nicht! Rings um den Standort der Tafel musste noch Vieles weggeräumt, gesäubert werden, die Wand rings um die Tafel musste gereinigt, gespachtelt und neu gestrichen werden, eine angemessene Beleuchtung sollte angebracht werden – all dies, bevor die Tafel zum offiziellen Termin am 03.03.2020 herzeigbar war!
Zum Schluß noch ein kleines Video vom Abladen der schweren Gedenktafel.
Pressestimmen
Das veröffentlichten die Medien zum Termin der offiziellen Präsentation der Tafel am 03.03.2020:
Artikel im In-Stadtmagazin „Wir in Mengede“
Bericht im Nachrichtenportal der Stadt Dortmund
Bericht auf der Seite www.mengede-intakt.de
Text: Hans-Joachim Schroeter und Gerd Obermeit.
Fotos: Ralf Obernier (3.3.20), die übrigen Hans Joachim Schroeter und Wolfgang Schlesiger