Erinnerungen von Anni Kozianka
Erinnerungen von Anni Kozianka (*1925), Bermesdicker Straße, aufgeschrieben von Annemarie Heinrichs im Oktober 2008.
Als die Amerikaner kamen
Die Panzer waren wohl schon von West nach Ost durch Bodelschwingh gefahren, als sich vom Wachteloh kommend, amerikanische Soldaten, durch Nebel getarnt, in Richtung derZeche Westhausen, auf der Bodelschwingher Straße auf die „Kohlen-Wäsche“ zu bewegten.
In der Wäsche war ein Luftschutzraum, da befanden sich mehrere Menschen, zum Teil Schwerverletzte vom vorausgegangenen Beschuss, die von Dr. Pelken und Helfern betreut wurden.
Ganz schlimm war es mit Marga Hagemann (s. a. Bericht von Helmut Gommen), die durch den Einsturz von Mauern nach Granatenbeschuss mit schweren Kopfverletzungen dort lag.
Die Amerikaner hatten am Eingang der Kohlen-Wäsche einen Revolver, versteckt in einer Militärmütze, entdeckt und forderten nun die Gesunden unter uns auf (12 Personen, u. a.: Lotte Mengelkamp, Strotmann, Elisabeth Tösmann, die ein wenig Englisch konnte), sich im Kreis aufzustellen und die Hände über den Kopf zu nehmen. Die Amerikaner drohten, alle zu erschießen, wenn der Besitzer des Revolvers nicht ermittelt werden könne. Die Angst war mehr als bedrückend. Frau Tösmann versuchte in ihrem Schulenglisch zu beschwichtigen und zu erklären, dass die Waffe nicht aus dem Kreis der hier Angetroffenen stamme.
Das dauerte fast eine halbe Stunde, in der die Arme nicht abgesenkt werden durften. Zu unserem kaum zu fassendem Glück beruhigten sich die Soldaten und ließen von den verängstigten Frauen ab.
Da war kein Psychologe, der sich um diese traumatisierten Menschen gekümmert hätte!
Ich erinnere mich, dass Frau Börger ihren etwa fünf Jahre alten Sohn immer in einer großen Tasche mit in die Wäscherei brachte.
Da Westerfilde nach dem Bombenangriff ohne Wasser war, kamen viele Leute von dort, um sich in der Bermesdicker Straße an der Pumpe von Strotmann mit Wasser zu versorgen.
Zu Beginn der Besatzungszeit hatten irgendwann einmal mitleidige Amerikaner verbotenerweise ein „Fresspaket“ vor der Tür von Ruthmann, unseren Nachbarn von „gegenüber“ deponiert. Das lag aber mindestens einen ganzen Tag dort, ehe sich jemand an die Köstlichkeiten wagte.