Elisabeth von Chappuis, geb. Freifrau zu Knyphausen
„Meine Erinnerungen“, von Elisabeth von Chappuis, geb. Freifrau zu Knyphausen, Bodelschwingh 1992. Auszug aus den „Erinnerungen“.
… wurde in den letzten Kriegsjahren auch noch vieles gestohlen. Und nun unternahmen von hier ab Hildegard und ich alles zusammen. Sie hat mir in treuester Weise zur Seite gestanden.
Im Sommer 1944 erreichte uns durch einen Boten die Nachricht, daß Bomben auf das Schloß und den Hof Dorloh gefallen wären. In Dorloh lebte Vaters unverheiratete Schwester Eugenie, „Tante Gene“, wie wir sie nannten. …
… Haus Dorloh war unbewohnbar geworden. Wir mußten Tante Gene und Frl. Lange (Wirtschafterin) evakuieren. Obgleich große Unruhe durch dauernden Alarm war, fuhr ein Wagen hinüber und holte die beiden. Tante Eugenie stieg ganz verstört aus und sagte: „Im wahrsten Sinne ausgebombt!“ Auf Dorloh war Flak (Fliegerabwehr) stationiert. Die Turmspitze war abgetragen und eine Plattform geschaffen worden, auf der ein Flak-Beobachtungsstand eingerichtet war. Im Keller arbeiteten Flak-Helferinnen. Die Feindbomber wußten über diese Flakbatterie Bescheid, haben aber vielleicht manchmal Dorloh und Bodelschwingh verwechselt und hier bei uns viel Schaden angerichtet.
Nach einiger Zeit wollten Tante Eugenie und Frl. Lange gern, daß ihre Sachen aus Dorloh geholt würden, zumal das Haus durch die Zerstörungen jede Plünderung geradezu herausforderte. Wir hatten damals nur einen kleinen Pony-Wagen mit einem Pferdchen. Damit fuhren ein alter Tagelöhner, der unser Kutscher geworden war, Hildegard und ich nach Dorloh hinüber und holten einiges.
Auf dem Rückweg, einem Feldweg, jetzt die Richterstraße, sahen wir plötzlich riesige Erdfontänen hochgehen – es waren explodierende Zeitzünder-Bomben. Da wir im Lautschatten fuhren, sahen wir alles, hörten aber verhältnismäßig wenig davon. Umso mehr waren Luftdruck und Lärm im Dorf zu spüren gewesen. Die Leute, die unseren Wagen gesehen hatten, liefen uns entgegen und konnten es kaum glauben, daß uns nichts passiert war. Diese Bomben waren tief in den Boden eingedrungen und schleuderten vornehmlich Erde empor. Die Splitter gingen in der Erde verloren. Gott sei Dank waren wir in der „richtigen“ Entfernung vorbeigekommen. Den ganzen Tag über explodierten noch die Zeitzünder hinter der Parkmauer mit lautem Getöse.
Mehr und mehr spielte der verstärkte Bombenkrieg sich auch hier ab. Wir wagten oft gar nicht, lange in den oberen Stockwerken (des Schlosses) zu bleiben; auch fehlte durch die Erwartung ständiger Alarme oft die Ruhe, sich sinnvoll zu beschäftigen. Nachts schlief man wenig, immer auf den Alarm horchend. Das war besonders für Vater sehr anstrengend, aber auch für die alte Tante Maria Quadt, die aus dem „Neuen Haus“ herüberkommen mußte. Wir hatten für Vater im Lattenverschlag eine Art Liegestuhl gerichtet. Er war aber nicht zu bewegen, sich hinzulegen. Allein saß er im Weinkeller, in den wir nicht wollten, weil wir fürchteten, daß der Zugang verschüttet werden könnte. Vater hatte allerdings einen „Ausstieg“ machen lassen mit einer nach außen zu öffnenden Klappe. Vielleicht wollte er in der Nähe dieses Ausstiegs sitzen. Zur Not hätte man da hinauskriechen können, zumal das Wasser der Gräfte um den Turm herum nicht sehr tief ist. Seit dem Einsturz des Turmes im Oktober 1873 liegt dort wohl noch eine Menge Bauschutt.
Diejenige, die am meisten Angst hatte, war Hildegard. Ich mußte sie bei den Bombenangriffen in meine Arme pressen und immerzu mit ihr sprechen. Ihre Nerven waren ganz am Ende, da sie zuvor schon in Essen viel durchgemacht hatte und nun hier weiter jeden Tag und jede Nacht mit uns in den Keller mußte. Im Keller des Schlosses „wohnten“ schließlich u.a. der Diener Franz Kleine und seine Familie, da das Fachwerkhaus in der Parkstraße einen Treffer erhalten hatte. Franz Kleine war der Sohn des alten Dieners in Dorloh. …
… Ebenso war das Rentmeisterhaus am Ende des Parks in der Parkstraße durch eine Bombe zerrissen worden. So zog auch Frau Bickern mit Familie zu uns. Außerdem suchten der Förster Lindfeld und seine Frau hier Deckung. Das Forsthaus im Großen (Grut) Holz war durch Bomben völlig zertrümmert. Lindfelds hatten vorher allerlei hierher bringen können. Sie wohnten hier auf dem Hof und hatten schließlich nur zwei Kopfkissen verloren. Frau Lindfeld hat uns diesen Verlust ständig vorgehalten. Sie war aber noch tapferer als ihr Mann! Wenn die beiden auch hier unten im Keller saßen – jeder hatte sich so sein Plätzchen geschaffen, wo er sich am sichersten fühlte – saß sie immer im Gang vor der Küche, er aber stieg in den Wandschrank. Die Frau saß auf einem Hocker, und manchmal kroch er buchstäblich unter ihre Röcke und hockte da so in Angst und Schrecken.
Außer diesen 10 Personen war unsere eigene Hausgemeinschaft im Keller: Vater und ich, Tante Marie, Tante Eugenie, Tante Margarethe und Hildegard sowie Frau Schulte. Wer auf dem Hof lebte und arbeitete, konnte in den sichersten Keller des Hofes unter den Vogtsturm gehen. Ich war zum Luftschutzwart für den ganzen Hof ernannt worden. Wir hatten damals einen Verwalter, der in keiner Weise unser Vertrauen genoß. Er war mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter, Frau Göttlicher (nur die „Göttliche“ genannt) hier. Sie war sehr groß, sehr dick und sehr böse. Der Verwalter weigerte sich stets, bei Luftangriffen in den Keller zu gehen. Ich bin nie dahinter gekommen, was er in dieser Zeit tat!
Das Ende des Krieges kam immer näher, und die Angriffe wurden schwerer. Ein ganz großer Angriff auf Dortmund dauerte sogar 5 1/4 Stunden. Man kann sich vorstellen, was für Mengen an Material herangeflogen wurden. An dem Tag war mein Vater war in den Wald gegangen. Er war immer sehr in Sorge um unsere Quelle (auf dem Bodelschwingher Berg, die den Schloßteich und die Gräfte speist). Dort wurde er von dem Angriff überrascht. Er hatte sich gegen eine Eiche gelehnt und sagte, daß diese trotz der Entfernung die ganze Zeit gebebt habe. Wir waren glücklich, als er gesund wieder bei uns war. Es war immer sehr unangenehm, wenn jemand während eines Angriffs fort war. Im Herbst 1944 waren Tante Margarethe, Hildegard und ich hinausgegangen, um Brombeeren zu suchen. Tante Margarethe kehrte früher nach Hause zurück. Plötzlich kam Alarm, und ich sagte zu Hildegard:“Laß‘ uns doch zum Tempel (der Ruhe, dem Familienfriedhof) gehen!“ Wir bemerkten, daß die Flugzeuge in unmittelbarer Nähe waren und die Bomben schon sehr nah fielen.
Besonders schlimm und gefährlich für uns war dabei der Flakbeschuß. Die Flaksplitter rieselten um uns herum, und es war gut, daß wir das Dach des Tempels über uns hatten. Der Luftdruck war so stark, daß wir uns auf den Fußboden legten, damit wir nicht umgeworfen wurden. Es war eine äußerst unangenehme Lage, die sehr lange dauerte. Kaum war Entwarnung, liefen wir schnell nach Hause, weil wir fürchteten, daß Vater und Tante Margarethe sich um uns sorgen würden. Schon kam uns auch Tante Margarethe entgegen. Sie hatte sich furchtbar aufgeregt und sagte:“Gott sei Dank, daß ihr da seid, daß nichts passiert ist!“
Aus verschiedenen Gründen mußte ich damals oft nach Dortmund, besonders in Sachen der evangelischen Frauenhilfe. Oft war das sehr unangenehm, und ich habe in vielen Bunkern gesessen. Ein Bunkererlebnis ist mir in besonders schrecklicher Erinnerung. In Dortmund war im Verwaltungsgebäude des Hörder Hüttenvereins der Hoesch AG. in der Rheinischen Straße ein Keller ausgebaut worden. Er war von außen bezeichnet, so daß man ihn von der Straße aus erkannte. In einem schmalen Gang standen zu beiden Seiten Bänke, auf denen die Frauen und Kinder saßen, unter anderen mir gegenüber auch eine einzelne Frau. Ich muß sie wohl öfters angeschaut haben; denn plötzlich schrie sie mich an:“Schauen Sie mich nicht immer an, das kann man ja nicht aushalten.“ Die Nerven der Menschen waren zum Zerreißen gespannt. Der Bombenkrieg, die vielen Alarme, häufig der Verlust der Habe und der Wohnung, die Geduldsprobe in den Bunkern, alles das hatte das Seine getan.
Die schulpflichtigen Kinder waren nach Süddeutschland evakuiert worden. Einige Mütter, deren Ehemänner im Feld waren, folgten ihnen. So konnten sie wenigstens mit den Kindern zusammen sein. Mit der Unterbringung war es natürlich auch dort schwierig.
Nach ihrer Rückkehr erzählten sie aber viel Gutes über die Aufnahme, die ihnen zuteil geworden war. Mütter mit ganz kleinen Kindern mußten hierbleiben und waren allem Schrecklichen ausgesetzt.
Weil private Autos eingezogen waren, mußte ich die Straßenbahn benutzen, um nach Dortmund zu gelangen. Einmal konnte ich – aus der Innenstadt kommend – nur bis Marten oder Huckarde fahren und von dort aus zu Fuß weiter gehen. Ich kam bis zur Brietenstraße, und es gab wieder Alarm. Da bat ich Frau Bauer Nierhoff, mich aufzunehmen. …
… Manchmal waren Hildegard und ich auch zusammen in Dortmund und hatten natürlich ebenfalls Bunkererlebnisse, wenngleich nicht so gravierende. Einmal allerdings waren wir auf dem Heimweg nur bis Huckarde gekommen, als wieder Alarm kam. Da mußten wir in einen ganz entsetzlichen Bunker. Der war in den Wall (Bahndamm) getrieben, über den die Bahn zwischen Zeche und Kokerei lief. …
… In dieser Zeit war es eine unserer Aufgaben, das Haus einigermaßen in Ordnung zu halten. Bei jedem Angriff zerbrachen immer mehr Fensterscheiben. In den wenigsten Fällen konnten sie durch neue ersetzt werden. Wir mußten uns mit Pappe und Holz behelfen. Nur bei meinem Vater setzte unser alter Glasermeister, Herr Müller, öfter neue Scheiben ein. Viele Menschen hatten hier im Haus ihre Sachen untergestellt, z.B. die Lehrerinnen Frl. Klapp und Frl. Grohmann, die mit ihren Schulen evakuiert waren. Sie wohnten in Dortmund nahe der Kronenbrauerei und baten uns, einige Sachen hier abstellen zu können. Ihre silbernen Bestecke nahmen wir mit in den Weinkeller, wo auch manches von unserem Silber lagerte. Einige Möbel und ihre Wäsche standen in der Grünen Stube, wo auch andere Menschen und wir selbst Sachen untergestellt hatten. Wir hatten dort Koffer mit Bettwäsche, Betten und Kissen, ganz gutem Porzellan und die großen wertvollen Vasen. Wir sagten uns, daß bei Bombentreffern oder Brand von dort aus alles schneller herausgebracht werden könnte. Auch Dinge meines Bruders Enno, der im Feld war, lagen dort in Koffern. Wir wollten doch, daß er etwas wiederfindet, wenn er zurückkommt.
Eines Tages bat ich den Verwalter, uns jemanden zu schicken, der anfassen sollte, um einiges aus dem Zimmer herauszutragen. Da schickte er zwei Russen, die uns als Kriegsgefangene zugeteilt waren. Das war ein ganz großer Fehler; denn als wir selbst aus dem Haus mußten, wußten diese Bescheid, sind sofort dort eingedrungen und haben sich vieles geholt. Die Besitzer fanden nach ihrer Rückkehr nur noch herzlich wenig von ihrer Habe vor.
Dann kam der März 1945. Der Zusammenbruch rückte näher und damit auch immer schwerere Angriffe.
In diese Zeit fiel der schwerste Luftangriff auf Bodelschwingh. Er galt Dortmund und Umgebung. Ein Reihenabwurf von 10 Bomben traf den Hof. Die erste fiel auf den Schweinestall und die letzte dicht vor der Mühle. Es war eine gerade Kette. Zwei ganz schwere Bomben lagen im Gebüsch an der Neuen Weide, dem Ostturm des Hauses gegenüber. Wir saßen alle im Keller und es dröhnte so sehr, daß wir dachten, unser letztes Stündlein hätte geschlagen, und wir waren sicher, daß der Ostturm getroffen war. Es war ein Wunder, daß alle auf dem Hof und auch wir am Leben geblieben waren. Nach der Entwarnung gingen wir nach oben, trauten uns erst nicht richtig heraus, und Vater und ich schauten durch die Fenster der Haustür. Ich meinte: „Es ist ja noch einmal gutgegangen!“, aber Vater sagte: „Gut gegangen? Der ganze Hof ist kaputt“.
Als wir herauskamen, sahen wir, daß die Gebäude auf der linken Seite fast ganz zerstört waren, jedenfalls der Schweine- und der Hühnerstall. Ein Pferd hatte sich losgerissen und lag tot vor dem Pferdestall. Von unseren Hühnern sah man nur noch ein paar Federn. Der vordere Teil des Gebäudes war ohne Dach und innen war viel kaputt. Eine Bombe war direkt zwischen das Haus und den Vogtsturm gefallen. Durch den Luftdruck war die Kellertür hier im Haus durch den ganzen Keller bis nach hinten hin geflogen. Die dicke alte Haustür mit dem Löwenkopf war nicht ganz entzwei, weil wir sie offen gelassen hatten. Bei einem anderen Angriff war sie kurz vorher aus Versehen geschlossen worden. Der Luftdruck war so stark, daß diese dicke Tür der Länge nach gerissen war. Die Klinke war dringeblieben, die übrige Tür abgetrennt. Das war der letzte ganz schwere Angriff, von dem wir betroffen waren.
Anfang April 1945 fanden hier schon die Schlußkämpfe statt. Eines Nachts kamen deutsche Panzer den Bodelschwingher Berg herunter, und englische Panzer fuhren ihnen auf der Deininghauser Straße entgegen. Dort fand dann auch ein kurzer Kampf statt. Als die deutschen Panzer hier herunter kamen, war ich so leichtsinnig, hinauszulaufen. Ich ging an einen heran, und fragte: „Seid ihr Deutsche?“ (Wären es keine Deutschen gewesen, wäre es mir schlecht ergangen!). Ich wollte wissen, woran wir waren. Einige Tage vorher hatten wir in Haus und Hof noch deutsche Einquartierung bekommen. Es waren Artillerie-Beobachter. Sie waren natürlich sofort von der englischen Artillerie, die bei Herne lag, ausfindig gemacht worden. Dadurch wurde unsere ganze Gegend sehr stark beschossen. Drei Tage und Nächte lagen wir unter Artillerie-Beschuß. Dabei wurde auch die Sumpfzypresse durch eine Granate halbiert. Sie soll eine der schönsten und höchsten in Westfalen gewesen sein. Zwei Treffer gingen ins Neue Haus, einer in ein oberes Zimmer. Man kann es noch daran erkennen, daß dies Fenster kleiner ist als die anderen. Einer ging in den alten Pferdestall, wo er mein geliebtes Milchschaf traf. Dieses war für uns wichtig, da die Milch der Kühe bewirtschaftet war und wir eine geringe Zuteilung bekamen. Überall schlugen Granaten ein, auf die Neue Weide, in den Teich usw..
Ein Soldat stand oben auf dem Boden als Beobachtungsposten. Ich lief auch einmal hinauf und wollte den Panzerkampf aus einem der Dachfenster beobachten. Er schickte mich aber bald wieder hinunter. Als die Granaten ganz nah um das Haus herum einschlugen, kam auch er herunter. Ich habe noch nie einen Menschen so schnell die Treppe laufen sehen! Er nahm die Stufen gar nicht mehr, er fiel gewissermaßen vom Boden bis in den Keller.
Ich war ständig in großer Sorge, was wir den 30 Menschen in unserem Keller zu essen geben könnten. Am Tage vor dem ganz schweren Beschuß überlegte ich, daß ich doch unsere Fleischmarken noch umsetzen müßte; denn niemand wußte, wann man wieder etwas würde einkaufen können. So fuhr ich mit dem Rad nach Mengede zum Metzger Baack, um meine Fleischmarken abzukaufen. In Bodelschwingh gab es damals keinen Metzger mehr. Der langjährige Metzger Löwendorf war Jude, und er entschwand unseren Blicken in der Nazizeit. Ich fuhr also nach Mengede. Die Granaten sausten über mich hinweg, und mehrmals suchte ich in einem Graben Deckung.
Auf unserem Herd hatten wir einen großen Einkochkessel stehen, in dem wir das Mittagessen für uns alle bereiteten, die wir im Keller kampierten. Hastig leerte jeder seinen Teller, immer gewärtig, daß etwas passieren könnte. Der kleine Sohn unseres Kutschers beobachtete dabei die alte Tante Maria Quadt und sagte ihr zu unserem Amusement: „Baronin, du schlürfst.“ Da konnte man auch mal lachen! Ich wollte gerade nach dem Essen auf den Herd sehen, als in dem Moment vor dem Küchenfenster eine Granate im Wasser aufschlug. Ein Oberleutnant, der in dem Gang vor der Küchentür saß, hörte die Granate, sprang auf und riß mich zurück. Wenn er das nicht gemacht hätte, wäre ich erschlagen worden, weil ich genau dort ging, wo ein großer Granatsplitter durch das vergitterte Fenster durch die Küche und in unsere Waage flog, die in meiner Kopfhöhe auf einem kleinen Schrank stand. Dieser Oberleutnant hat mir das Leben gerettet.
Nun kam der Nachmittag des 6. April und wir merkten, daß es ernst wurde. Die Soldaten verließen auch nach und nach „das sinkende Schiff“. Ein Soldat kam vom Beobachtungsstand herunter und rief: „Herr Oberleutnant, jetzt wird’s Zeit, der Ami guckt schon über die Parkmauer.“ Da krochen die Soldaten geduckt über die Brücke und versuchten zu entkommen. Daß wir ihnen keine Zivilkleidung gegeben haben, liegt heute noch als Unterlassungssünde auf mir. Wir erfuhren nichts mehr über ihren Verbleib. Sie kamen höchstens bis Castrop und gerieten dort in Gefangenschaft.
Hildegard und ich waren auch so leichtsinnig und sagten: „Wir wollen noch einmal baden!“ Die Amerikaner guckten schon über die Parkmauer, und wir wollten nochmal baden! Als sie hereinkamen, sagten sie, wir müßten in einer Viertelstunde das Haus verlassen. Sie hatten mit meinem Vater gesprochen, der gar kein Englisch konnte, er blieb ganz ruhig, aber er war sehr unglücklich. Es war ja auch eine schreckliche Situation für ihn. Ich kam dann dazu und sagte, in einer Viertelstunde, das ginge nicht, wir müßten etwas länger haben. Währenddessen sagten wir allen, die hier im Hause waren, sie müßten ihre Koffer nehmen, die wir ja immer mit dem Nötigsten bereit hielten. Ich hatte vorher schon die Parole ausgegeben, wenn wir herausmüssen, dann muß jeder für sein Gepäck sorgen. Denn wir können nicht noch für einander einstehen. Der Amerikaner stand oben und wartete darauf, daß wir mit unserem Gepäck loszogen. Da rannte schnell einer von uns heraus und holte einen Leiterwagen. Es war ein ziemlich großer Wagen, auf den wurden die Koffer gepackt. Jeder fragte: „Wo wollen wir denn hin?“ Ich sagte: „In die Mühle zu Kays!“, als ob es das Selbstverständlichste von der Welt gewesen wäre.
Unser Gärtner, Wilhelm Kay, war im Feld. In der Mühle wohnte seine Frau mit zwei kleinen Töchtern und ihrer Schwiegermutter, der berühmten sogenannten „Oma Kay“. Sie nahmen uns in der rührendsten Weise auf. Wir, das waren: Vater, Tante Marie Quadt, T. Eugenie Knyphausen, Tante Margarethe Rynsch, Frau Schulte, Hildegard Rynsch und ich. Zunächst mußten wir alle gleich wieder in den Keller, weil der Artillerie-Beschuß noch andauerte. Dortmund wurde verteidigt! In dem kleinen feuchten Keller der Mühle war gar keine Möglichkeit sich hinzulegen, bis auf eine einzige Matratze, auf der wir abwechselnd lagen. Die anderen saßen auf Kisten und Stühlen die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Tag meinten wir, daß wir dies nicht noch eine Nacht aushalten könnten. So wurden von Kays in den drei oberen Stuben Lagerstätten eingerichtet. Die reichten aber nicht für alle, und Tante Margarethe, Hildegard und ich zogen ins Dorf und guckten nach einem intakten Haus aus.
Das erste rechts an der Schloßstraße war heil geblieben, und so fragten wir Herrn Ernst Thiemann, ob wir bei ihm übernachten könnten. Frau Thiemann meinte, sie hätten selbst keinen Platz, denn eine Frau, die oben im Haus wohnte, sei auch noch da. Ich bat aber darum, daß sie uns aufnehmen möchten, wir hätten nirgends einen anderen Platz. So verbrachten wir dort eine Nacht auf einem großen Lager, wo wir mit Thiemanns und Frau Kirstein wie die Pökelheringe nebeneinander lagen. Wir mußten ja um 7 Uhr abends dort sein, weil von da ab strenge Sperrstunde für alle Deutschen war. Das war besonders qualvoll, denn was sollten wir so lange auf diesem Lager machen. Wir sagten darum am nächsten Morgen, daß wir nicht bleiben würden, zumal wir merkten, daß wir unwillkommen waren; nicht bei dem alten Herrn Thiemann, aber bei den Anderen.
Ich ging dann in das schwergetroffene evangelische Pastorat und fragte Frau Brinck, ob sie uns unterbringen könnte. „Ja natürlich, aber in unserem Keller ist wirklich kein Platz mehr“. Das Haus war durch Granaten beschädigt, eine Granate war in die Küche ein gedrungen und hatte die Tante von Frau Brinck erschlagen. Die Reste dieser armen Frau wurden in eine Kiste gelegt, weil kein Sarg zu beschaffen war, und in den Garten gestellt. Da bei dem Beschuß niemand beerdigt werden konnte, stand sie dort tagelang.
Frau Brinck meinte: „Wenn Sie es riskieren wollen, im Haus zu schlafen, dann gern“. Wir sagten zu, denn wir waren so übermüdet, daß unser einziger Wunsch war, uns irgendwo hinlegen zu können. Und da erlebten wir ein Wunder: Sie hatten uns die Betten weiß bezogen! Wir hatten ja 14 Tage schon nicht mehr in einem Bett gelegen. Es erschien uns so, daß es etwas Schöneres gar nicht geben könnte als diese weiß bezogenen Betten bei Frau Brinck. Alle lagen sie im Keller, nur Hildegard und ich in der oberen Etage.
Tante Margarethe war reumütig in die Mühle zurückgekehrt, wo sie in einem Stübchen mit Tante Eugenie sein konnte. In den Tagen standen die engl. Batterien hier hinter dem Billard (Teehäuschen an der Schloßparkmauer) und schossen die ganze Nacht auf Dortmund, das sich noch nicht ergeben hatte. Wir hörten den Abschuß, das unheimliche Rauschen der Granaten über uns hinweg und das Donnern des Einschlags nur ganz in der Ferne. Ganz allmählich hörte das Schießen auf und es normalisierte sich alles ein bißchen.
Wir lebten nun alle in der Mühle, nur H. u. ich schliefen im Pastorat, aber leben und essen taten wir in der Mühle. Der erste Tag nach unserer Evakuierung war gleich recht ereignisreich. Vater sagte: „Wir können das Schloß nicht mehr betreten, ohne um Erlaubnis zu fragen. Laß uns doch versuchen, sie zu erhalten“. So gingen wir zusammen hin, und wirklich erhielten wir die Erlaubnis, noch etwas herauszuholen. Zu meinem größten Entsetzen wollte Vater, der bis dahin nur einen Koffer mit Toilettensachen gerettet hatte, ohne alle Anziehsachen oder anderes Notwendiges, nur die Aktenkoffer bergen. In der halben Stunde, für die wir die Erlaubnis erhalten hatten, mußten wir nun alle anfassen, um die riesigen roten Aktenkoffer mit äußerster Kraftanstrengung die kleine Kellertreppe herauf zu wuchten. Das kaum Zeit blieb, andere lebensnotwendige Dinge herauszuholen, war mir sehr bitter. Auf der Brücke standen Tante Margarethe und Frau Schulte mit dem Leiterwagen und zogen eine Fuhre nach der anderen in die Mühle.
Zu unserem Schrecken war der Koffer mit Vaters Anzügen verschwunden, ebenso viele andere Sachen, besonders auch unsere Schuhe. Wir hatten auch gar nicht lange Zeit, danach zu suchen. Ich lief noch schnell nach oben, wo ich in meinem Bett ein Säckchen mit Rohkaffee versteckt hatte. Es gehörte mir nicht einmal, sondern Frl. Grohmann, aber das war mir in dem Moment egal, und der Inhalt dieses Säckchens hat uns in der nächsten Zeit öfters gestärkt. Es war für uns ein wichtiges Gut, ebenso wie eine Flasche Schnaps, die ich auch dort versteckt hatte. Schließlich sagte ich Vater, daß die halbe Stunde herum sei und wir dringend heraus müßten. Ich hatte inzwischen noch meine „eiserne Ration“ heruntergebracht. Es waren einige Gläser mit Graupen, Gries und dgl.. Ich wollte sie grade in einen Korb hereinlegen, da kam ein amerikanischer Leutnant die Wendeltreppe herunter, hielt mir ein Foto vor und fragte auf französisch: „Wer ist das? Ist das der Baron?“ Als ich verneinte, fragte er wieder: „Ja, wer ist es denn?“ Ich erwiderte: „Ein Onkel!“ (Es war O. Moritz in Garde-Uniform.) Dieses Bild in Uniform reizte ihn so sehr, daß er es vor mir zerriß, auf die Erde schmiß, und ebenso die Gläser aus meinem Korb nahm und auch diese hinknallte. Man muß bedenken, was ein Pfund Graupen, Haferflocken und Reis für Wertobjekte waren! Das lag nun alles zwischen den Scherben. Es war keine leichte Erfahrung, so behandelt zu werden. Das das Bild eines Offiziers der Grund hierzu war, wollte einem zunächst nicht in den Kopf. Später erfuhr ich, daß eine Fotografie, die den Reichspräsidenten von Hindenburg und seinen Enkel mit Hitler zusammen in Neudeck darstellte, auch mit ein Grund war, uns als vermeintliche Nazis schlecht zu behandeln.
Wir zogen also mit unseren Sachen zur Mühle und ich bat Vater, doch nicht wieder auf den Hof zu gehen. Ich selbst wollte aber sehen, ob nicht doch noch etwas zu retten war, denn ich glaubte sicher, daß die Fremdarbeiter, die wir auf dem Hof hatten, sich einiges von unseren Sachen angeeignet hätten. Sie waren sofort von der Besatzungstruppe zum Plündern ins Haus gelassen worden. Ich ging also zu der Wohnung rechts auf dem Hof, in der Fremdarbeiter untergebracht waren. Wir hatten dort einen Raum, in dem Bettwäsche, die wir auf dem Hof brauchten, untergebracht war. Ich wollte mir ein paar Stücke schnell herausholen, denn wir hatten ja gar nichts in der Mühle. An die Wäsche im Schloß konnte ich ja nicht heran. Da kamen mir aber die Fremdarbeiter schon nach und behaupteten, daß dies ihre Sachen wären. Ich ließ mich nicht einschüchtern und es entstand eine regelrechte Balgerei zwischen mir, Hildegard und den Leuten.
Auf dem Platz zwischen dieser Wohnung und der Scheune sahen wir die zwei letzten noch heilen Flachwagen stehen, mit den beiden übriggebliebenen Pferden. Auf den Wagen befanden sich unsere ganzen Koffer, die wir in der Grünen Stube und im Keller untergestellt hatten. Dort lagen auch bereits unsere Gänse, die sie alle geschlachtet hatten. Ein sehr netter Franzose, der jahrelang als Kriegsgefangener bei uns gearbeitet hatte, sagte: „Baroness, suchen Sie sich die Beste aus!“ Da durfte ich mir also von unseren eigenen Gänsen die Beste aussuchen! Ich nahm schnell zwei Stück an mich und Tante Margarethe und Frau Schulte standen schon wieder treulich mit dem Leiterwagen bereit, um die „Beute“ fortzuschaffen. Nun ging ich zu den Wagen mit den Koffern, erkannte den von Enno und sagte, daß ich diesen haben wolle. Sie ließen es aber nicht zu. Daraufhin zeigte ich auf den Koffer mit der Kleidung meines Vaters und sagte: „Diesen muß ich aber haben“. Ich nahm ihn auch herunter und stellte ihn in eine Nische der Holzstalltür. Schon kam einer der Fremdarbeiter und riß ihn mir aus der Hand. Nun entstand ein lautstarkes Wortgefecht, der Fremdarbeiter schrie „Was wollen Sie mit diesem Koffer?“ „Ich will die Sachen von meinem Vater haben, die sind hier drin.“ „Nein, die Sachen gehören uns.“ So ging es eine Weile hin und her. Schließlich öffnete er den Koffer und um überhaupt etwas zu ergattern, gab ich ihm eine Hose und nahm mir eine, ihm eine Weste, mir eine Weste usw. So hatte ich tatsächlich einige Kleidungsstücke für Vater gerettet.
Da wir nicht wußten, was wir später im Schloß noch vorfinden würden, haben wir immer wieder wahre Kämpfe ausgeführt. Gleich darauf begegnete ich einem jungen Deutschen, einem netten Menschen, der schon einige Zeit bei uns gearbeitet hatte. Nun stand er aber ganz in dem Sog der allgemeinen Plünderei. Er hatte einen Strohkoffer von Tante Marie in der Hand und ich merkte, daß er ziemlich schwer daran trug. Ich rief: „Bernhard, was hast du denn da in dem Koffer?“ Er meinte, es wären alles seine Sachen. Auf meine Frage: „Wohin willst du denn mit den Sachen?“ „Ich will mit den Franzosen ins Lager gehen.“ Ich sagte ihm: „Mach mal den Koffer auf!“ Natürlich wollte er erst nicht. Auf mein energisches: „Du machst jetzt den Koffer auf!“ öffnete er ihn, und was war darin? Schinken, Würste, Speckseiten aus unserem Vorrat! Ich sagte nur: „Mach den Koffer wieder zu!“ Er schloß ihn und ich nahm den Koffer auf und stellte auch ihn auf den Leiterwagen von Tante Margarethe und Frau Schulte. Wir waren glücklich, einige Vorräte für die große Mühlen-Familie ergattert zu haben. So ging es an diesem ersten Tag weiter und wir plünderten mit den Fremdarbeitern zusammen unsere eigenen Sachen.
Im unteren Eckzimmer des Neuen Hauses (Kavalierhaus) hatten damals Russen gewohnt. Sie hatten sich Hildegards Schreibmaschine aus dem Schloß geholt; die fanden wir in einem Bett wieder. Wir krochen durchs Fenster, holten aus dem Bett die Schreibmaschine heraus, auch sie kam auf den Wagen, und so war Hildegard später die einzige, die eine Schreibmaschine hatte. Dann liefen wir rauf, wo Soldaten sich einquartiert hatten. Es sah dort furchtbar aus, sie hatten alle Möbel durcheinander geschmissen und die Klos mit Handtüchern verstopft. Aber in Tante Maries Wäscheschrank fand ich noch einige Handtücher und andere Wäsche, nahm sie und dachte, daß Tante Marie mir dankbar sein könnte, wenn ich sie ihr bringe. Aber sie nahm an, daß ich sie mir hätte aneignen wollen, und es gab noch großen Krach!!
Später konnten wir sogar ihr Bett herausholen, wofür sie dann aber sehr dankbar war. Dann durften wir nicht mehr auf den Hof, und schon gar nicht ins Schloß. Am ersten Tag konnten wir wenigstens noch einiges retten. Und so merkte ich, daß die Fremdarbeiter die letzten Schweine, welche die Bombardierung überlebt hatten, schlachteten und auf die Flachwagen luden, um sie mit in ihr Lager bei Waltrop zu nehmen. Ein Schwein nach dem anderen wurde in unserer alten Waschküche abgeschlachtet. Als ich hinzu kam, führten sie grade wieder eins herbei. Auf meine Frage, was das für ein Schwein sei, wurde mir stolz geantwortet „Ja, das ist das Letzte!“ Ich sagte: „Und dieses Schwein gehört mir!“ Dadurch, daß ich das so energisch gesagt hatte, erwiderten sie tatsächlich nichts. Das Schwein war am Hinterlauf angebunden und ich nahm den Strick. Aber wie sollte ich es nun in die Mühle treiben? Da nahm ich dem Mann, der grade schon hatte zuhauen wollen, um das Schwein zu töten, das Beil aus der Hand und mit diesem trieb ich es, immer rechts und links das Schwein schubsend, über die Neue Weide, so daß ich tatsächlich schließlich mit ihm in der Mühle ankam.
Im Grunde war es unbeschreiblich komisch, wenn es nur nicht so anstrengend und aufregend gewesen wäre. Ich glaube, in der Mühle haben sie alle gelacht, als ich mit dem Schwein ankam! Es wurde von Kays rührend versorgt. Wir freuten uns schon darauf, es in ruhigeren Zeiten schlachten zu können. Aber einige Zeit später kam Herr Schnier, der damalige Verwalter, der sich wegen seines fragwürdigen Verhaltens einige Zeit hatte versteckt halten müssen, zu meinem Vater. Er behauptete, das Schwein gehöre ihm, weil ihm noch ein Deputatschwein zustehe. Ich war grade nicht anwesend und da hat tatsächlich Vater dem Schnier mein Schwein gegeben. Ich habe geheult, einmal aus Enttäuschung, daß mein Vater so etwas machen konnte, und auch, weil ich vor mir sah, daß wir nichts mehr zu essen haben würden.
Auf dem Hof lag eine Vergeltungstruppe, in der Holländer, Belgier, Engländer, Amerikaner waren. Sie hatten Granatwerfer auf dem Hof aufgestellt, obgleich sie die Flagge des Roten Kreuzes führten. Überall trugen sie das Zeichen, und Rote-Kreuz-Fahnen wehten aus den Turmfenstern. Ich hatte gehört, daß in Mengede ein Kommandant stationiert sei und beschloß, mich bei ihm darüber zu beschweren, daß uns verboten werden sollte, mit Wagen vom Hof und wieder zurück zu fahren, um Futter für das Vieh zu holen. Ich wollte von dem Kommandanten eine Erlaubnis hierfür erwirken. Es war aber äußerst schwierig, etwas in dieser Sache zu erreichen, schließlich erhielt ich aber eine schriftliche Genehmigung. Ich graute mich allerdings davor, allein nach Mengede zu gehen. Aus irgendeinem Grund konnte man geschnappt und festgehalten werden. Ich hatte aber viele gute Freunde im Dorf, wie auch jetzt noch, und ging zu einem Bergmann, Herrn Grandt, um ihn zu bitten, mich zu begleiten. Sofort kam er mit und wir beide gingen zu Fuß nach Mengede. Als wir vor dem Amtsgebäude waren, kam grade ein amerikanischer Jeep vorgefahren, auf dem mehrere Bodelschwingher junge Leute saßen, z.B. auch Bauer Herbert Staupendahl, die aufgegriffen worden waren. Das waren unheimliche Momente.
Beim Kommandanten stand schon eine lange Schlange Menschen, die mit allerlei Wünschen sich an ihn wandten. Ich trug ihm mein Anliegen vor. Er erkundigte sich nach der Truppe, die auf dem Hof läge. Ich sagte, daß sie unter der Fahne des Roten Kreuzes ständen, ergänzte aber sofort, daß sie auch Granatwerfer aufgestellt hätten. „Dann ist es auch kein Rotes Kreuz.“, erwiderte der Kommandant. Ich hielt ihm vor, daß überall das Rote Kreuz zu sehen sei und auf Fahnen aus den Fenstern hinge, daß aber trotzdem Granatwerfer aufgestellt wären. Es war eine sehr schwierige Situation. Ich erhielt aber meine schriftliche Erlaubnis und kam einigermaßen beruhigt nach Hause. Leider wurde dieser Kommandant aber schnell wieder abgelöst.
Etwa zehn Tage lang waren wir von Haus und Hof verbannt. Hildegard und ich hatten häufig versucht, von der Neuen Weide aus zu beobachten, ob die Besatzungstruppen uns verließen. Als es uns so schien, daß sie wirklich fort wären, entschlossen Tante Margarethe, Hildegard und ich uns, ins Haus zu gehen, und richteten uns im Keller für die Nacht ein. Dann aber kamen neue Truppen und wir mußten wieder heraus. Als diese abzogen, entschlossen wir uns sehr rasch wieder, ins Haus zu gehen, denn wir beobachteten, daß die Fremdarbeiter von der Zeche, die Gefangenen, die noch nicht abtransportiert waren, ebenso wartend wie wir auf der Neuen Weide (Park zur Schloßstraße), auf der Allee standen. Sie wollten natürlich herein und plündern. Da sagten wir uns, daß wir zuerst da sein müßten. Als der letzte Militärwagen den Hof verlassen hatte, rannten Hildegard und ich mit meinem Schäferhund ins Haus. Tante Margarethe, die uns nicht im Stich ließ, folgte uns. Ihr persönlicher Einsatz, trotz ihres vorgeschrittenen Alters, hat uns immer ganz großen Eindruck gemacht. Wir drei legten uns in der Küche Matratzen auf die Erde, um die Nacht dort schlafen zu können. Alle drei hatten wir aber sehr große Angst. Nur durch meinen Hund fühlten wir uns etwas sicherer. Wir ließen ihn im Haus herumlaufen, denn die Haustür war nicht richtig abzuschließen. Kaum war es morgens gegen vier Uhr hell, da hörten wir schon die ersten, die an der Tür rappelten. Der Hund bellte aber so laut und sprang von innen gegen die Tür, daß sie wieder davonliefen. Zusätzlich schrie Tante Margarethe von der Kellertür her sie auch mit Donnerstimme an, was recht wirkungsvoll war. Am nächsten Morgen mußten wir aber wieder heraus. Erst nach zehn Tagen konnten wir, wie gesagt, endgültig zurückkehren.
Wir hatten zwei oder drei Getreue, die uns helfen wollten zu füttern und zu melken. Ganz besondere Freundschaft haben wir aber erfahren durch den alten Herrn Strothmann, der später bei uns geschlachtet hat. Mit einem Mal war er ganz einfach da: Er fütterte das Vieh und die Pferde, die uns verblieben waren, holte selbst Futter und war einfach unser ein und alles. Er brachte meistens einen anderen Mann mit zum Helfen, den ich gar nicht kannte. Das war wirklich ein Zeichen von Freundschaft. Unsere größte Sorge war das Melken der Kühe. Aber auch da erhielten wir unerwartete Hilfe. Der jetzige Bergmann, Herr Äberhardt hatte sich zu seiner Mutter nach Dorloh abgesetzt und kam nun jeden Morgen mit einer Frau zum Melken. Als wir wieder in Hof und Haus durften, hatte ich mit diesen Männern verabredet, daß ich morgens um fünf Uhr die Tore öffnen würde, um sie hereinzulassen. Es handelte sich um das Tor am Vogtsturm und das am Parkeingang. Etwas später kamen Männer der „Werkspolizei“, die von der Zeche eingesetzt waren, um Schutz zu bieten, wo es notwendig war. Diese bewachten dann den Transport der Milch zu Herrn Milchbauer Disse, der dazu bestimmt worden war, sie zu verteilen. So bekamen wenigstens die Familien mit Kleinkindern und Babys etwas Milch. Eines Tages aber wurde der Milchbauer Disse zur Polizei bestellt und ihm wurde Bestrafung angedroht, weil er die Milch hier im Dorf verteilt und nicht zur Molkerei nach Dortmund gebracht hatte. Hätte er das getan, wäre keine Milch in Bodelschwingh geblieben. Da er nachweisen konnte, daß er wirklich die gesamte Milch verantwortungsbewußt unter der Bodelschwingher Bevölkerung verteilt hatte, entging er einer Strafe.
Nun aber hatten die Gefangenen, die noch in den Zechenbaracken untergebracht und noch nicht abtransportiert waren, von diesen Milchtransporten erfahren. Sie waren hungrich und hatten schon lange keine Milch mehr gesehen. Jeden Morgen ging nun ein Kampf los, weil diese Leute auf den Hof kamen, um die Milch für sich zu erobern. Eines Morgens gingen Hildegard, die mir immer treu zur Seite stand, und ich wieder heraus, um das große Hoftor zu öffnen. Da sah ich, daß 10 – 15 dieser Gefangenen die Allee herunter kamen, um sich wieder der Milch zu bemächtigen. Grade kam auch Herr Strothmann mit einem Helfer an. Er sagte: „Machen Sie doch mal auf!“ Ich hatte den Gefangenen schon abgewinkt und hatte ihnen zugerufen, daß dieses Mal die Milch für unsere Kinder bleiben müsse. Sie waren daraufhin etwas zurückgeblieben. Ich ließ Herrn Strothmann und seinen Helfer durch, versuchte das Tor wieder zu schließen und das Schloß durch die Kette zu ziehen. Unglücklicherweise hatte die Kette keine gleichmäßigen Ringe, nur ein Ring war breit genug, um das Schloß wieder hereinzukriegen. Ich fand den richtigen Ring nicht so schnell, die Männer stemmten sich gegen das Tor und drückten mit aller Gewalt dagegen, wir konnten das Tor nicht mehr halten und die Polen und Russen strömten herein. Ich sprang einen Schritt zurück und schrie sie an. Durch mein suggestives Verhalten, mein Schreien und Sprechen erreichte ich, daß sie alle stehen blieben. Ich rief: „Das gibt es nicht, ihr könnt die Milch nicht haben!“ Sie schrien zurück: „Doch, wir Hunger, wir Milch!“ Ich schrie zurück und sagte leise zu Strothmann: „Schnell, schnell in den Kuhstall!“. In dem Moment aber erlahmte plötzlich meine innere Kraft. Ich dachte, ich schaffe es doch nicht. Augenblicklich merkten sie, daß da kein Widerstand mehr war. Sie kamen herein, liefen zum Kuhstall und schleppten alle am Vorabend gemolkene Milch fort. Wir konnten es nicht verhindern, zumal die Männer der Werkspolizei sich geweigert hatten, weiterhin zu uns zu kommen. Sie hatten uns mitgeteilt, daß es eine so unangenehme Aufgabe sei, Tag und Nacht bei uns Wache zu schieben, wie sie es kurze Zeit getan hatten, die sie nicht mehr leisten könnten. Schließlich wurden die ehemaligen Gefangenen abtransportiert und von da an regelte sich alles besser. Wir konnten die Milch bei dem Milchbauern Herrn Disse abliefern.
Auch schöpften wir Hoffnung, damit anfangen zu können, das Haus wieder wohnlich zu machen. Vater hatte ich gebeten, doch noch nicht mitzukommen, weil die Lage noch zu unsicher war. Nachdem er sich alles angesehen hatte, merkte er selbst, daß es für ihn noch nicht möglich war, in das verwüstete Haus zurückzukommen. Es war auch wirklich unvorstellbar, wie alles aussah! In allen Stuben war ein riesiges Durcheinander, überall ein wahrer Saustall. Alles war als Klo benutzt worden, die Klos selbst mit Frottiertüchern usw. verstopft. Auf silbernen Tabletts hatten sie ihre Notdurft verrichtet. Im Weinkeller hatten sie alle Weinflaschen aufgezogen, so daß man sie nicht mehr benutzen konnte. Das kostbare Porzellan, die Vasen, Schalen und Aufsätze, auch die großen chinesischen Vasen, die wir in die Wölbungen des Weinkellers gebracht hatten, waren zerschlagen worden. Elmas ganzes Porzellan hatte daran glauben müssen. Zahlreiche silberne Bestecke, auch die meisten Teile meiner Aussteuer, hatten sie in den Teich geworfen. Wir hatten von Weitem beobachten können, daß die Soldaten auf der Brücke saßen und aßen, und dann Teller und Bestecke in den Teich warfen! Wir versuchten später zu fischen, haben aber nichts herauskriegen können.
Eine kleine Freundin von mir, die fabelhaft tauchen konnte, versuchte es in der Nähe der Veranda auch, aber der ganz feine Staubschlamm wirbelte sofort hoch, wenn sie unten ankam und sie konnte nichts ausrichten. Wochenlang haben wir gearbeitet, um das Haus wieder wohnlich zu machen. Eine junge Frau und die Gemeindeschwester kamen aus Liebe und Freundschaft, um uns zu helfen. Meterhoch lag alles in den Stuben verstreut, so daß man nur mühsam anfangen konnte sich hineinzuarbeiten. Gegenstände aus der obersten Etage, vor allem auch Sachen von meinem Bruder Enno, lagen plötzlich unten in den Wohnstuben, während sie Dinge von unten ganz nach oben geschleppt hatten. Schränke mit Schnappschlössern waren zugedrückt, die Schlüssel herausgezogen und weggeworfen. Andere Schränke, die gewöhnliche Schlösser hatten, waren offen, die Schlösser aber zugeschlossen, so daß man sie nicht mehr zumachen konnte. Einige wichtige, altmodische Schlüssel hatte man aus dem Fenster geworfen. Durch ein unwahrscheinliches Glück war der Kahn genau unter dieses Fenster getrieben und dort gesunken. Als er gehoben wurde, fanden wir die Schlüssel darin wieder. Man hatte gründliche Arbeit geleistet, Schiebladen ausgekippt, Bilder zerstört und Möbel in den Teich geworfen. Besonders schade war es um die Ölgemälde von Gisbert Bodelschwingh Plettenberg und Dodo Knyphausen. Bei allem hatten wir die berechtigte Sorge, daß die Besatzungsmacht das Haus beschlagnahmen würde. Ein Offizier, der das Haus in dieser Absicht besichtigte, wollte die Kohlenkontrollkommission hinein verlegen.
Eines Tages aber erschien ein höherer Offizier, ein Amerikaner, der sichtlich schockiert war, als er die Verwüstung und einige wertvolle zerbrochene Gegenstände sah. Ich bat um einen Dolmetscher, weil ich fürchtete, sein amerikanisches Englisch nicht richtig zu verstehen. Nachdem ich ihm alle Räume, auch grade die verwüsteten gezeigt hatte, fragte er mich: „Wie kommt es denn zu dieser Verwüstung?“ Ich sagte: „Das haben wir so vorgefunden als die Truppen wieder abgerückt waren.“ Er zeigte auf ein graviertes altes Kristallglas, das zerbrochen auf einer Truhe stand und sagte nur: „It is a shame.“ Nun merkte ich, daß er wirklich entsetzt war über das, was hier geschah. Da hatten wir gleich guten Kontakt und sprachen ohne Dolmetscher miteinander. Ich sagte ihm ganz offen, daß wir mehrere ältere Menschen hier hätten und hofften, im Haus wohnen bleiben zu können. Er schied dann auch wirklich mit den Worten: „So lange ich hier bin, wird kein amerikanischer Soldat mehr ihr Haus betreten.“ Wir erhielten daraufhin das Schild „Of limit“, das wir in Erinnerung an diese Zeit im Eingang hängen haben. Er berichtete noch, daß seine Frau alte Häuser und alte Sachen liebe und wenn er gleich hier gewesen wäre, hätte bestimmt kein Soldat dieses Haus betreten.
Trotzdem blieben wir mißtrauisch und die Sorge schwebte weiter über uns. Wir haben tagelang ausgeräumt und abmontiert und umgestellt, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Vieles wurde vorsichtshalber ins Neue Haus gebracht. Von dort hätten wir leichter das Nötigste abtransportieren können. Tante Margarethe, Hildegard und ich haben das alles allein bewerkstelligt.
Es dauerte ungefähr ein viertel Jahr, bis wir das Haus wieder einigermaßen in Ordnung hatten. Hocherfreulich war dabei, daß wir ein paar Kleinigkeiten fanden, wie Ness-Kaffee, Schokolade und Zigaretten, welche die Soldaten weggeworfen hatten. Ein großes Problem war, die Fenster und Türen wieder in Ordnung zu bringen. Dabei hat uns dann der Betriebsleiter der Zeche Westhausen sehr freundlich geholfen. Er schickte uns Schreiner, welche die Türen reparierten. Sie hatten auch etwas Glas, so daß die Hauptfenster geschlossen werden konnten. Damit war es möglich, daß Vater und die Tanten die Mühle verließen und ins Haus zurückkehrten. Bald schon meldeten sich auch einige der Verwandten, die als Flüchtlinge hier Unterkunft suchten. So versuchten wir nach und nach die Zimmer für sie bewohnbar zu machen. Immer wieder wurde uns dabei bewußt, wie dankbar wir sein mußten, daß das Haus stehen geblieben war. Nun entstand aber eine neue Sorge, denn wir hatten für so viele Menschen zunächst nicht genug zu essen. Das bißchen, was nicht zerbombt war, war geplündert worden. Ich hatte kurz vor dem Zusammenbruch noch Kartoffeln in die Kartoffelkiste im Keller fahren lassen. Sie war ganz voll, aber ich beschloß, daß wir von diesen Kartoffeln nichts essen sollten. Sie wurden, als es eben ging, ausgepflanzt, was uns später sehr zugute kam.
Aber was sollte jetzt geschehen? Als Fuhrwerk hatten wir nur noch ein Pony mit einem leichten kleinen Wagen. Mit diesem Gefährt ist Vater nach Sandfort (Münsterland) gefahren und hat dort Kartoffeln gehamstert. Er erhielt einige Zentner, die natürlich viel zu schwer für den Wagen und das Pferdchen waren. Schritt vor Schritt ging es nach Hause. Sie mußten einen Umweg machen, denn nur an einer Stelle hatten sie über den Kanal kommen können. Glücklich kamen sie bis oben an den Bodelschwingher Berg, da war der Wagen zu schwer für das übermüdete Pferdchen, und alles rutschte in den Graben. Gott sei Dank ist Vater dabei nichts passiert.
Dreimal bin ich mit Hildegard und einmal mit Wilhelm Kay zum Hamstern gefahren. Wir fuhren mit Fahrrädern nach Sandfort und haben uns da alles mögliche geholt. Die Kanal- und die Lippebrücke lagen halb im Wasser, man mußte mit dem Fahrrad runter fahren und auf der anderen Seite wieder hinauf. Ich wog nur noch 92 Pfund, aber Tante Hildegard war ja etwas jünger als ich und sie war viel kräftiger. Ich konnte mein Fahrrad gerade bis nach unten tragen, aber Hildegard mußte erst ihr Rad, dann mein Rad – natürlich voll gepackt – am andern Ufer wieder hinaufbringen. Und dann mußte sie mich holen.
Einmal hatten wir dem Förster gesagt, er müßte uns an der Kanalbrücke abholen. Wir könnten es nicht mehr schaffen. Er hatte aber Angst, da hinunter zu kriechen und die Räder in Empfang zu nehmen. Er nahm seine dicke Frau mit und die mußte da hinunter und unsere Räder holen. Das war ein Mann! Eine Hamsterfahrt wagten wir auch mit besagtem kleinen Pony-Wagen. Der Weg führte uns an dem Lager vorbei, in dem noch viele Fremdarbeiter lebten. Wir hatten große Angst, daß -sie uns erkennen würden, und fürchteten, sie könnten uns überfallen, denn wir hatten erfahren, daß unter ihnen noch einige waren, die bei uns gearbeitet hatten. Diese und viele andere der Gefangenen wußten nämlich, daß der Verwalter, Herr Schnier, einen der armen verhungerten Polen aus dem Zechenlager erschossen hatte, als dieser einige Runkeln aus einer Miete stehlen wollte. Woher Herr Schnier die Flinte hatte, war uns schleierhaft. Im gleichen Augenblick, als wir hier überrollt wurden, war Herr Schnier, der uns eigentlich unterstützen sollte, verschwunden. Er wurde noch lange gesucht. Täglich kam ein Russe, der lange bei uns gearbeitet hatte, zur Mühle und fragte nach ihm. Ich war froh, immer sagen zu können: „Er ist weg.“ Vielleicht wäre es uns allen schlecht ergangen, wenn er noch da gewesen wäre.
Herr Schnier wurde später, als Herr Nierhoff kam, sofort entlassen. Er hat zunächst noch in Dorloh gewirtschaftet. Herr Nierhoff kam aus Schlesien, wo er eine Domäne gepachtet hatte, mit einem Fuhrwerk mit sehr hübschen Pferden als Flüchtling hierher. In dieser Gegend ist die Heimat seiner Familie. Herr Nierhoff hatte sich dann um die Verwalterstelle beworben. Sein hübsches Gefährt, mit dem er ankam, verkaufte er gleich meinem Vater. So hatten wir wieder Pferde und einen Wagen. Dadurch konnten wir wenigstens ein bißchen von der Stelle kommen, bis wir nach der Währungsreform wieder ein Auto hatten. Dann kamen nun alle unsere Verwandten aus dem Osten, da haben wir mittags zwei Kartoffeln und abends eine Kartoffel gekriegt. Eine Kartoffel! Dann vielleicht noch eine Scheibe Brot dazu. Unser Hauptgericht waren Wibbelbohnen (Saubohnen, eigentlich Pferdebohnen), die fast gar nicht gar zu kriegen waren. Sie kochten Stunden um Stunden und lagen einem wie Steine im Magen. Besonders den Alten, die ja auch mindestens zweimal in der Woche diese Bohnen bekamen. Die alte Frl. Lange, die Haushälterin von meiner Großmutter, die gewöhnt war, immer sehr gut zu kochen, sagte immer: „Das Fett, das hier für 30 Personen in den Topf kommt, habe ich für Baroness Eugenie und mich allein in den Topf getan.“ Aber ich hatte ja nichts mehr. Den Zucker gab ich löffelweise einzeln heraus. Wir hatten aber auch Verwandte, die das nicht recht verstehen konnten, daß alles so eingeteilt werden mußte. Man war nämlich in Selbstversorger und Normalversorger eingeteilt. Die Normalversorger mußten uns Selbstversorger mit den Brotmarken durchziehen. Mit anderen Sachen zogen wir sie mit durch. Manches würde jetzt kein Mensch mehr essen. Wenn z.B. die Kühe gekalbt hatten, sammelten wir die Biest-Milch, das scheußlichste Zeug, was sonst weggeschüttet wird. Es wurde gestockt, und war dann herrlicher Käse. Damals war es wundervoll!! Und so haben wir tatsächlich alle über die Runden gebracht, mit den paar Marken und unseren Selbstversorger-Rationen. …
Anmerkung der Herausgeber:
Unsere Wohnorte Bodelschwingh und Westerfilde sind mit den Eigentümern und Bewohnern von Schloß Bodelschwingh herzlich verbunden. Die Mitglieder der Familie zu Innhausen und Knyphausen, die aus unmittelbarem Erleben vom Ende des zweiten Weltkrieges berichten könnten sind verstorben. Deshalb dürfen wir hier auszugsweise die Erinnerungen von Frau Elisabeth von Chappuis mit freundlicher Erlaubnis der Familie zu Innhausen und Knyphausen veröffentlichen.