von Heinz Hiller
(* 1934) Emilstraße, aufgeschrieben von Annemarie Heinrichs im Januar 2009.
Am 7. März 1945 wurde Westerfilde bombardiert. Es kamen viele Westerfilder zu Tode. Die aufgefundenen Toten wurden auf dem Kommunalfriedhof auf dem Westerfilder Berg, dem evangelischen Friedhof „Am Wachteloh“ in Bodelschwingh und auf dem katholischen Friedhof an der Schloßstraße beerdigt. Da der Kampf um Bodelschwingh und Westerfilde noch nicht beendet war, mussten die trauernden Angehörigen auf dem Kommunalfriedhof während der Bestattung in die Trauerhalle flüchten. Die Trauerfeier für die katholischen Opfer war am darauffolgenden Sonntag den 11. März und wurde von Pfarrer August Stöcker gehalten. Ich habe diese Trauerfeier als Messdiener miterlebt. Gegen Ende des Krieges war ich 10 Jahre alt und wir wohnten in Westerfilde in der Emilstraße, Richtung Süden am „Hundeplatz“.
Als die Amerikaner kamen, hielten wir uns alle im Keller auf. Ich weiß genau, dass ich keine Angst hatte, eher ein Gefühl von angenehmer Aufregung. Der erste Trupp holte uns aus dem Keller und einer der schwarzen Soldaten nahm mir die weiße Fahne, die ich doch etwas ängstlich trug aus der Hand, steckte sie hinter das Regenrohr und nahm mich auf den Arm. Da sah ich immer noch mehr Soldaten über die Zechenmauer am Ende der Straße klettern. Mit dem Gewehr im Anschlag durchsuchten sie die Häuser nach Soldaten. Ich kann mich nicht erinnern, dass geschossen wurde. Es gab keine Übergriffe.
Nach gründlicher Durchsuchung unseres Hauses quartierte sich die kleine „kämpfende Truppe“ im Erdgeschoß ein und einer der Mieter musste ihnen Kaffee kochen, aber auch mittrinken. Später, als immer mehr Soldaten kamen, wurde das ganze Haus geräumt und am Fenster in der Mansarde in Richtung Kirchlinde ein Maschinengewehr aufgestellt. Die ausquartierten Mitbewohner kamen (ganz selbstverständlich) bei Nachbarn unter.
Am Löschteich, auf der Wiese von Bauer Grollmann, neben Schleef / Neurath im Odemsloh, standen leichte Geschütze mit denen die Amerikaner in Richtung Westerfilder Berg / Kirchlinde schossen. In einem kleinen Wäldchen, oberhalb der Bauern, war nämlich eine deutsche Flakstellung. Die war aber nur mit Soldaten, Scheinwerfern und Horchgeräten ausgestattet.
Ich habe die Amerikaner als sehr freundlich und als Befreier erlebt.