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Mühlen im Amt Mengede und der Umgebung
Otto Schmidt, Heimatverein Bodelschwingh-Westerfilde (e. V.)
Inhalt:
- Vorbemerkung
- Ergänzung
- Bodelschwingh
- Deininghausen
- Mengede
- Ellinghausen
- Ickern
- Leveringhausen
- Huckarde
- Wischlingen
- Frohlinde
Der Heimatverein Mengede e. V., Gruppe Bodelschwingh Westerfilde trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat. Bei diesen Treffen werden Termine abgesprochen, zeitnahe Themen diskutiert und auch Vorträge über die Vergangenheit der Ortsteile Bodelschwingh, Mengede, Deininghausen und Westerfilde gehört. So habe ich im Januar 2013 bei unserem Treffen über die Mühlen in Bodelschwingh in der Kochwerkstatt Hürster und über die Mühlen in Mengede und Umgebung in der Heimatstube berichtet. Der Zuspruch der Mitglieder des Heimatvereins und die anschließenden lebhaften Diskussionen legten den Gedanken nahe, beide Vorträge in einer Niederschrift zusammen zu fassen und mit entsprechendem Bildmaterial zu versehen. In der Vorbereitung zu diesen Vorträgen habe ich keine eigenen neue Erkenntnisse gewonnen, wohl aber „Vorhandenes“ zusammengetragen, geordnet und in eine persönliche Sicht gestellt. Danken möchte ich den Vereinsmitgliedern Franz Veuhoff und Paul Gausepohl für die Unterstützung dieser Vorträge durch Quellenmaterial in Bild und Schrift.
Otto Schmidt, 19.01.2013
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Seit Dienstag, dem 24. März 2019 ist die Gruppe Bodelschwingh und Westerfilde im Heimatverein Mengede e. V. ein selbstständiger Verein, und zwar der Heimatverein Bodelschwingh und Westerfilde e. V.. Auf der Suche nach geeigneten Themen für unsere Monatsveranstaltung fiel mir die Geschichte der Mühlen ein. Über die Mühlen in Bodelschwingh hatte ich den Mitgliedern aus Bodelschwingh und Westerfilde schon erzählt, über die Mühlen in Mengede aber noch nichts vorgetragen. Nach fast sieben Jahren hat sich unser Mitgliederkreis auch stark verändert. So habe ich den Vortrag über die Mühlen in Bodelschwingh im vergangenen Jahr im Oktober wiederholt und in diesem Jahr im März über die Mühlen in Mengede und der Umgebung vorgetragen. Seit dem ersten Vortrag sind auch einige Änderungen und Korrekturen im Text berücksichtigt worden.
Dabei war mir unser Heimatfreund KarlHeinz(Charly) Bohnmann(+) eine wesentliche und freundliche Hilfe. Ihm sei auch an dieser Stelle für seine offene direkte und freundliche Art über den Tod hinaus ganz herzlich gedankt.
Der Vortrag über die Mühlen am 10. März 2020 stand schon unter dem Druck des Corona-Virus. Für alle, die an diesem Abend gern gekommen wären und alle, die sich über unsere Orts- und Bezirksgeschichte informieren wollen, veröffentlichen wir die Geschichte der Mühlen in unserem Stadtbezirk auf unserer Internetseite.
Otto Schmidt, 27.3.2020
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Die Mühlen im Amt Mengede und der Umgebung
1. Erste Wassermühle am Ablauf des Schlossteiches, Bodelschwingher Bach, Kornmühle, oberschlächtiges Mühlrad.
2. Zweite Wassermühle am Ablauf des Schlossteiches, Bodelschwingher Bach, Kornmühle, auf dem heutigen Gelände des Bauernhofes Möllmann, im Bereich der Ziegelstein-Scheune, mit vorgelagertem Mühlenteich (Flurstück Mühlenteich, heute der Kindergarten Kinderbusch, (Zuwegung bis 1928: Mühlenstraße, heute: Zur Hunnenboke).
3. Dritte Wasser(Öl)mühle) am Abzweig Deininghauser Straße / Zum Kellerkamp, am Bodelschwingher Bach, mittelschlächtiges Mühlrad, Mühle mit vorgelagertem Teich (im Urkataster: Flurstück Ölteich), gegenüberliegend der Brauerei und Wirtschaft Narath (heute ehemaliger Reitstall des Reit- und Fahrvereins Bodelschwingh).
4. Windmühle (Kornmühle) auf der „Neuen Weide“ im Bereich der Zufahrt, Schloß-Bodelschwingh in Richtung Parkstraße.
Vom alten Mühlenwesen der Castroper Gegend. Ein Nachtrag.
(Heimatblätter für Castrop und Umgegend, Nr. 9, September 1924, Rektor Schophol, Bodelschwingh)
Bodelschwingh hatte zu Anfang des vorigen Jahrhunderts 4 Mühlen: 3 Wassermühlen und 1 Windmühle. Sie waren Eigentum des Freiherrn von Bodelschwingh. In der Kirchspielchronik schreibt Pfarrer Bäumer 1826: „Der Herr Kammerherr von Bodelschwingh hat in diesem Jahre die mittlere an Möllmanns Hof gelegene, sowie die untere am roten Hause gelegenen Mahlmühlen ganz abbrechen und eingehen lassen; dagegen die oberste hinter dem Pastoratsgarten neu erbaut und das Gefälle an derselben durch Ziehung eines Grabens durch den oberen Mühlenteich um 10 Fuß vermehrt. Den abseits von dem gedachten (gedeckten) Graben übrigen Raum des Teiches hat derselbe dann dem anschließenden Pastoratsgarten zugelegt. Der untere Mühlenteich ist dem Wirth Narath hierselbst verpachtet worden.
Die oberste, 1826 neu erbaute Mühle ist bis 1870 in Betrieb gewesen; jetzt ist sie Gärtnerwohnung.
„Kübbers Bernd“ war der letzte Müller auf Haus Bodelschwingh. Nach Aufgabe des Mahlbetriebes war er in seinen letzten Lebensjahren Materialverwalter auf Zeche Westhausen (Zitat aus der Mengeder Zeitung vom 29. Januar 1929).
Die oberste Mühle hatte ein oberschlächtiges Mühlrad und wurde aus dem Schlossteich gespeist. Die mittlere Mühle in der Nähe vom Hof Möllmann erhielt das Wasser aus einem Mühlenteich, der dicht unter der oberen Mühle lag. Nach dem der Kammerherr von Bodelschwingh die Ölmühle hatte abbrechen lassen, pachtete der Wirt Narath 1826 den unteren Mühlenteich (Flurstück Ölteich) und füllte ihn an. Im Jahre 1827 erbaute er am und im Mühlenteiche ein neues massives Wohnhaus (die heutige Wirtschaft Bergmann), das er 1829 bezogen hat. Es war, das hebt Pfarrer Bäumer hervor, das erste massive Gebäude im Dorfe.
Unter der Rubrik Unglücksfälle schreibt Pfarrer Bäumer 1824 in der Chronik: „In der letzten Woche des September wurde die Ehefrau Elsabena Schlüter, geb. Kiepe (heute Kraemer, Drees), 47 Jahre alt, durch einen Schlag eines Windmühlenflügels so sehr verletzt, daß sie an den Folgen am 22. Oktober starb.“ Diese Windmühle stand im Park auf der Ecke Schloßstraße (Landweg nach Westhofen) und(Schloß-)Allee. Sie ist um 1850 abgebrannt.
Von der Windmühle ist nur der Standort bekannt. Er ist auf dem Urkatasterplan als Kreis eingezeichnet. Auf dem Stahlstich (s. o.) ist sie als Kappenmühle dargestellt. Sie erscheint im Verhältnis als groß zu den anderen Gebäuden. Auf einem Porträt des Freiherren Carl von Bodelschwingh – Plettenberg (1765 – 1850) ist sie rechts im Hintergrund zu sehen.
Links: Vor 1951 hat einer der beiden Mühlsteine seine neue Aufgabe als Tisch im Park gefunden. Rechts: Der Zulauf zur Mühle (Fotos von Friedrich Schopohl jun). In der Mitte ist die Skizze eines oberschlächtigen Wasserrades abgebildet, das die Energie für den Mahlgang der Schlossmühle lieferte.
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Deininghausenn, die Fuckmühle:
Lageskizze der Fuckmühle mit unterlegter Sicht von Google Earth.
Friederich Schopohl sen. schreibt: „In Deininghausen lag die Fuckmühle, eine kleine Wassermühle, welche zu dem Erbpachtgute des Landwirtes Hegemann gehörte. Dieses Gut kaufte der Graf von Bodelschwingh gegen Ende des vorigen Jahrhunderts zurück. Der Mühlenteich verschlammte; er ist heute eine Wiese. Die Mühle verfiel und ist zu Anfang des Krieges (Erster Weltkrieg) abgebrochen“.
Die Fuckmühle ist umfassend von Dr. Gerd Dingebauer in: C A S T R O P _ R A U X E L, Kultur und Heimat, 40. JAHRGANG NUMMER 3/4 •1989, „Streifzüge durch Deininghausen und seine Geschichte (II). Die ehemalige Fuckmühle in Deininghausen“ beschrieben.
Danach veröffentlichte Dr. Gerd Dingebauer in: C A S T R O P- R A U X E L, Kultur und Heimat, 41. JAHRGANG NUMMER 1/2 • 1990, „Volkskundliches zu Mühlen und Müller.“
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Zu Haus Mengede (Eigentümer: Erbdroste zu Fischering, Schloss Darfeld) gehörten zwei Wassermühlen:
Eine Kornmühle und eine Ölmühle, beide am früheren Emscherlauf gelegen. Die Emscher hatte ihr Bett unter der heutigen Waltroper Straße. . Die Ölmühle lag zur ev. Remigius-Kirche, die Kornmühle zum Haus Mengede (heute Bodendenkmal) hin. Diese Bauart als Doppelmühle war im angrenzenden Münsterland häufig. Das Wehr mit den Schützen lag zwischen beiden Mühlen. Es gab vier Schütze (Stauwehre), wovon eines als Mahlschütz gebraucht wurde. Dies ist ein Hinweis, auf die unterschiedlichen Wassermengen, die im Emscherbett flossen. Nach dem verbrieften Wasserrecht wurden die maximalen Stauhöhen durch Pegel, Holzstämme mit entsprechenden Markierungen, im Bach- oder Flusslauf angegeben und kontrolliert. Als Antrieb hatten beide Mühlen ein mittelschlächtiges Wasserrad (s. u.).
Sicht auf die Brücke und Schütze am Menscherlauf. Hinten die Ölmühle (links) und Kornmühle (rechts) an der Emscher.
Es durfte immer nur ein Teil der Wasserkraft des Flusses oder Baches für den Antrieb der Mühlen genutzt werden. Amtmann Karl Schragmüller führt im Jahr 1902 in seinem Bericht über die Verwaltung des Amtes Mengede aus: … „Die an der Emscher liegenden Mühlen sind vor etwa 260 Jahren angelegt. Jede der Mühlen ist eine sog. Mittelschlächtige, hat 3 Fuß 9 Zoll (ca. 1,30 m) Mahl- oder Stauwasser“.
Vor den Schützenwehren führte eine Brücke über die Emscher, der anschließende Weg führte in den „Vrythof“. Im gleichen Bericht des Amtmannes Schragmüller heißt es weiter: „Die eine, am rechten Ufer gelegene Mühle ist die Kornmühle; sie hatte früher 2 Mahlgänge.
Zeichnung(en) zum Umbau der Kornmühle in Mengede von dem Mühlenbaumeister A. Volbert von Wasserrad- auf Turbinenantrieb. Der Vertrag zum Umbau der Mühle ist mit ihm und dem Erbdrosten Graf zu Vischerung auf den 5. Juli 1900 abgeschlossen und vom Rentmeister unterschrieben worden.
Zwei Mahlgänge sind mit ihren Antriebsrad (früher Kronrad), der Welle und dem Mahlkasten angedeutet. Ein dritter Mahlgang war geplant. Die Welle steht auf eigenem festem Fundament in einem Stehlager. In dem Mahlkasten befindet sich der Bodenstein (feststehend) und der Läufer.
Die Treppe führt auf den Steinboden, benannt nach dem Bodenstein, dem Arbeitsraum des Müllers. Mit dem Sackaufzug kann das Mahlgut in den Mahlraum oder zur Zwischenlagerung auf den Dachboden gehoben werden.
Im Jahre 1901 ist eine Turbine von 44 Pferdekräften (32 kW) eingebaut worden, welche drei Mahlgänge treibt, von denen zwei zum Schroten und einer zum Mahlen von Weizen und Beuteln gebraucht werden; auch ist ein Sackaufzug errichtet worden. Der Betrieb geschieht mittelst Riemen(antrieb).
„Gegenwärtig wird in derselben ein Müller beschäftigt. Durchschnittlich wird der 20te Teil als das Multer genommen. Seit 18 Jahren wird auch Mehlhandel in derselben betrieben.
Die gegenüber auf dem linken Ufer befindliche Ölmühle steht still und wird zum landwirtschaftlichen Betriebe des Hauses Mengede benutzt. Dazu ein Hinweis aus einem Gutachten von 1910 über den Wert der Wasserkraft : „An der Mühle befindet sich noch ein Wasserrad von den Abmessungen , wie in der Anlage 2 angegeben ist (Anlage nicht vorhanden). Mit diesem Wasserrade wird noch zeitweise eine Dreschmaschine oder eine andere landwirtschaftliche Maschine angetrieben.“
Die Emscher führte genügend Wasser und das Gefälle reichte aus zum Betrieb der beiden Mühlen. In Fließrichtung der Emscher nach Westen befand sich der Mühlenkolk. Der Kolk konnte das während des Mühlenbetriebes vermehrt anfallende Wasser speichern und ermöglichte so einen kontrollierten Ablauf des Emscherwassers. Dadurch wurden Überschwemmungen vermieden.
Neben dem Staurecht, das dem Mahlrechtbesitzer gestattete, das Gewässer bis zu einer bestimmten Höhe aufzustauen und zu einer minimalen Höhe abfließen zu lassen, gab es auch ein Recht auf das Grasflössen. Hier konnten die Wiesen im Winter bei Einsetzen des Frostes geflutet und das gefrorene Wasser als „Stangeneis“ mit der Säge geerntet werden. Die Eisstangen wurden verkauft und dienten bis zur Jahresmitte als natürliches Kühlmittel. Bei Bau- und Kanalarbeiten im Bereich des Kreisverkehrs „der Spinne“ in Mengede wurde ein Lagerkeller für diese Eisstangen entdeckt. Mit der Flutung der Wiesen und Äcker war auch die Düngung des Bodens verbunden.
Durch die Industriealisierung im Ruhr- und Emscher-Bereich war auch im Amtsbezirk Mengede die Emscher ab 1860 zunehmend verunreinigt. Sowohl die Industriebetriebe, also Zechen und Stahlwerke, als auch Städte und Gemeinden leiteten ihre Abwässer, die mit anorganischen und organischen Schadstoffen „aufgeladen“ waren, ungeklärt und ungefiltert in die Emscher. Auf Mengede bezogen, flossen z. B. ein Großteil der Abwässer und Fäkalien der Stadt Dortmund, die Gruben- und Abwässer der Zeche Hansa über den Roßbach und die Abwässer der Zeche Adolf von Hansemann über den Bodelschwingher Bach in die Emscher.
Die Rieselfelder in Waltrop als „Kläranlage“ für die Stadt Dortmund gab es noch nicht. Für Mengede war wesentlich, dass der Ort in einer Senke lag und fast vollständig von einer Umflut umschlossen war. Diese alte Siedlungsform wurde mit dem Beginn der Industriealisierung durch zusätzliche Abwassereinleitungen in die Emscher und Bergsenkungen so gestört, dass Überflutungen die Folge waren. Vielen Mengedern „stank“ es gewaltig. Das Fischsterben war manchmal so groß, dass die Schütze (zur Regulierung der Stauhöhe) blockiert wurden. Die Menschen wurden krank; einige Brunnen fielen trocken (bedingt durch Bergsenkungen) oder das Wasser war nicht brauchbar. Um die Seuchengefahr zu mindern, beantragte die Polizeibehörde des Amtes Mengede bei der Bezirksregierung in Arnsberg die Stauung der Emscher in Ellinghausen und Mengede zu untersagen. Die Mühlenbesitzer protestiertengegen diesen Antrag. Ihr Einspruch wurde mit dem Hinweis auf die künftig erfolgende Regulierung der Emscher, die Anlage der
Rieselfelder, Mängel in ihrer Einspruchbegründung, Schadensersatzansprüche der Besitzer der Wasserrechte (s. a. Mühlen-Regal) u. a. m. begründet.
Zitat aus:
www.eglv.de/emschergenossenschaft/ueber-uns/historie.html
… Mit dem Beginn des Bergbaus verlor die Emscherregion ihren ländlichen Charakter. Die Bevölkerungsdichte nahm erheblich zu; immer mehr Zechen und Industriebetriebe siedelten sich an und leiteten ihre Abwässer in die Emscher und ihre Nebenläufe ein. Gleichzeitig verschlechterte sich durch großflächige Bergsenkungen als Folge des Kohleabbaus der Abfluss zum Rhein. Überschwemmungen wurden zum Regelfall, faulende Abwässer in überfluteten Senken führten zu untragbaren hygienischen Zuständen.
Zahlreiche Einzelinitiativen zur Verbesserung der Situation scheiterten an der Größe der Aufgabe – eine nachhaltige Lösung konnte nur durch ein übergreifendes, von allen Beteiligten getragenes Gesamtkonzept erreicht werden. 1899 wurde daher von den anliegenden Städten und Kreisen, Bergbau und Industrie die EMSCHERGENOSSENSCHAFT gegründet.
Berechnung der Wasserkraft und des Wertes der Mengeder Mühle, Nuyken, Meliorationsbauinspektor (studierter Wasser- und Wiesenbaumeister, Beamter der Bezirksregierung).
Mit Datum vom 5. Januar 1901 wird u. a. auf die Maschinenfabrik Briegleb & Co. als Hersteller der Turbine mit einer Leistung von 36 PS hingewiesen. Nach der Berechnung könnte die über das Jahr gemittelte Wassermenge eine Leistung von 51 PS an der Turbinenwelle bereitstellen. Dann zu dem Zustand der Wasserräder: „Wenn der Wertberechnung der in den letzten Jahren tatsächlich vorhandene Zustand zugrunde gelegt wird, so kann höchstens von einer 10 prozentigen Ausnutzung der vorhandenen Wasserkraft die Rede sein, da die Räder an und für sich sehr mangelhaft konstruiert sind und obendrein den größten Teil der Schaufeln im Laufe der Jahre verloren haben; hiernach würde der Stauwert auf höchstens 24.000 M zu bewerten sein. … während als Einheitspreis für 1 PS eine Summe von 4750 M (als Entschädigung) verlangt wird.“
Der Königliche Landrat v. Rynch schreibt an die GBAG am 3. September 1904:
„… Betreffend des Staues an den Mühlen in Mengede und Ellinghausen … teile ich ergebenst mit, daß der Eigentümer der Mengeder Mühle in Aussicht genommen hat, die Mühle in der Weise zu erweitern, daß mit dem vorhandenen Wasserrade an der alten Ölmühle zwei weitere Mahlgänge betrieben werden soll. …“
31. Juli 1910: Vermutlich im Auftrag der Bezirksregierung wird durch den Regierungsbaumeister Hummell, Minden, unterschrieben am 31. Juli 1910, ein Gutachten über den Wert der Wasserkraft der Emschermühle in Mengede angefertigt. Auslöser für dieses Gutachten ist die anstehende Zwangsenteignung des Wassernutzungsrechtes im Zuge der beschlossenen Emscherregulierung. Nach der Regulierung entfällt die Wasserkraft zum Antrieb der Mühle. In die Berechnung der zu zahlenden Entschädigung werden die Wasserzuflüsse von Industrie und Kommunen mit einbezogen. Die zur Verfügung stehende mittlere Wasserstandshöhe wird mit 2,1 m, der mittlere Volumenstrom für die Turbine mit 2 m3/s (60 % Quell- und Versickerungs(Regen)wasser, 40 % Fremdwasser) angegeben. Über die Anrechnung des „Fremdwassers“ wird nachfolgend gestritten. Als Ersatz für den bisherigen Turbinenantrieb der Mühle wird jetzt der Dampfantrieb mit Kessel, Maschine und Heizer für die Berechnung der Entschädigungssumme herangezogen.
Am 4. Juni 1911 schreibt der Oberrentmeister des Erbdroste zu Vischering an den Königlichen Enteignungskommissar Herrn Regierungsassessor Cuntze in Arnsberg eine „Erwiderung auf den Schriftsatz des Herrn Regierungsbaumeisters Hummell vom 24.Mai 1911 in Sachen Enteignung der Emschermühle in Mengede (Schreiben liegt nicht im Original vor):
… Die Kosten für ein Kilowattstunde elektrischer Energie sind mit 4 Pfg. fehlerhaft angenommen, es müßten 40 Pfg. angenommen werden; der Gesamtjahresverbrauch für den Betrieb der Mühle ist (ebenfalls) fehlerhaft.
Anlaß der Erwiderung war wohl ein der Entschädigungsrechnung zu Grunde liegender elektrischer Antrieb der Mühle, versorgt durch Turbine und Generator (?) oder versorgt durch Gleichstrombezug (110 V Gleichspannung) von Zeche Hansemann (?). Eine Akkumulatorenbatterie zur Stromspeicherung wird in die Berechnung mit einbezogen. Sie war notwendig, um den hohen Strombedarf während des Mahlbetriebes zu decken. U. a. wird auf der Umstellung der Mühle auf Dampfbetrieb bestanden.
17. Oktober 1911. … Die Wasserkraft der dem Erbdrosten Graf Droste in Vischering gehörigen Emschermühle in Mengede wird enteignet und der Emschergenossenschaft in Essen, als der Unternehmerin zum Eigentum überwiesen.
20. Oktober 1911. Der Enteignungsbeschluß ist auf Grund eines Formfehlers aufgehoben, die Enteignung wird erneut beantragt und in etwa 4 Wochen zu erwarten sein.
Die Kornmühle wurde auch noch nach der Umlegung des Emscherbettes betrieben. Die Turbine muß dann durch Dampfantrieb oder Elektromotor ersetzt worden sein. Der letzte Müller war der Pächter Picker.
Hoenings Mühle an der heutigen Dohlenstraße war eine Mühle moderner industrieller Bauart, die am Ende des 19. Jahrhunderts, mit Betriebserlaubnis vom 16. Juli 1888 errichtet wurde. Sie steht stellvertretend für das Ende der Jahrhunderte alten, mit den Naturkräften Wasser und Wind angetriebenen Korn- und Ölmühlen. Nach der mündlichen Überlieferung bezog die Mühle den Dampf zum Antrieb der Dampfmaschine von der Zeche Hansemann.
Amtmann Schragmüller schreibt in seinem Bericht über die Verwaltung des Amtes Mengede 1889 – 1902 zu Hoenings Mühle:
„Dieselbe hat 7 Mahlgänge, davon 4 für Mehl und 3 für Schrot und 1 Dunstgang, sowie
2 doppelte wie 4 einfache Walzenstühle,
1 Dismembrator, erforderliche Sichtmaschinen, Plantrichter und Hülfsmaschinen.
Verarbeitet wird Weizen, Roggen, Gerste, Mais, Buchweizen, etc. Der Mühlenbetrieb beschäftigt ca. 10 Arbeiter mit einem monatlichen Verdienst von ca. 95 Mk.
Die Leistungsfähigkeit der Dampfmühle beträgt pro Tag ca. 100 Doppelzentner Vorschußmehl und 200 Doppelzentner Schrotmehl. Von besonderer Wichtigkeit für die Firma ist das Vorhandensein eigenen Bahnanschlusses an die Cöln-Mindener-Bahn bei Station Mengede. Die Anlagekosten der Mühle betrugen ca. 110.000 Mk., ohne Grund und Boden und Anschlußgeleise.“
Von der Familie Hoening ging die Mühle in den Besitz der Rheinischen Stahlwerke über und danach an die Gelsenkirchener Bergwerks AG (GBAG). Nach der Familie Hoening war die Familie Schulte & Bacher Betreiber der Mühle, danach der Sohn von Schulte, Richard Schulte-Baukloh. Schulte & Bacher u. Nachfolger betrieben auch einen Handel mit Landprodukten. Vor der Emscher Regulierung wurde die verbliebene Mengeder Kornmühle des Erbdrosten zu Vischering ebenfalls von einem Müller der Fa. Schulte & Bacher betrieben.
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Die Königsberger Wassermühle(auch Halfmannsmühle, Schween – Erben, letzte Eigentümer bis zur Enteignung) hatte ihren Platz an der Emscher in der Nähe des heutigen Gutes Königsmühle (Zeichnung s. u. ).
Die Mühle wurde 1838 durch das Geschlecht Schween-Holthoff von dem Freiherrn von Lilien erworben. Diese Wassermühle fasste in einem Gebäude eine Korn- und eine Ölmühle mit je einem mittelschlächtigen Wasserrad. Die Kornmühle hatte zwei Mahlgänge, einen Schrotgang und einen Gang zum Weizenmahlen mit einer Sichtmaschine. Die Kornmühle diente den umliegenden Ortschaften als Kundenmühle gegen Bezahlung durch das Multer.
Der Kollergang der Ölmühle wurde 1900 stillgelegt und mit dem vorhandenen Mühlrad ein Stromgenerator angetrieben. Das war die erste Stromversorgung für einen Bauernhof im Mengeder Raum (Licht und Kraft).
Quelle: (Verwaltungsbericht Amt Mengede, 1889 – 1902, Amtmann Schragmüller)
Ein Mühlenteich war nicht vorhanden, wohl eine Verbreiterung des Unterlaufes der Emscher (Mühlenkolk). Durch Aufstauung (Schützenwehre) der Emscher und ihrer Wassermenge wurde die benötigte Wasserkraft bereitgestellt. Die Wiesen wurden nach der Schneeschmelze geflutet. Durch das Fluten dienten die Weiden früher auch als „Rückhaltebecken“ für Mengede. Die AbwasserZuflüsse waren jetzt durch die schnell wachsende Einwohnerzahl der Stadt Dortmund und die Großindustrie (Bergbau und Stahl) stark angestiegen. Die Vorrausetzungen für die verbrieften Stauhöhen der Emscher, Quellwasser und natürliche Zuflüsse, waren nicht mehr gegeben.
Durch den Kohleabbau wurden Teile des Emscher-Bettes und der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen abgesenkt. Dadurch wurden jetzt unverhältnismäßig große Landflächen unter Wasser gesetzt. Die Bevölkerung klagte über das übel riechende Wasser und daraus folgende Krankheiten (z. B. Ruhr). Die Mühlenbesitzer wurden aufgefordert, ihre Mühlen und / oder Grund und Boden an die Vorläufergesellschaften der noch nicht gegründeten Emschergenossenschaft, z. B. der Rheinelbe – Bergbau A. G. verkaufen.
20. Januar 1905. Protokoll des Bauamtes der Emschergenossenschaft:
… dass die mit dem Mühlenbesitzer Schween eingeleiteten Verhandlungen über den Ankauf der Halfmanns Mühle (und der Wasserrechte) als gescheitert anzusehen sind. … Der Grund lag in der nach unterschiedlichen Gutachten großen Differenz von 234.000 M zu 105.000 M. Handschriftlich wird vermerkt, daß der Wasserbauinspektor Middeldorf nur noch den Weg der Zwangsenteignung sieht.
30. April 1908. Aktenvermerk: … Bergassessor Brandi vom Gelsenkirchener Bergwerksverein verhandelt nochmals mit dem Mühlenbesitzer Schween über die gütliche Erwerbung des Mühlenstaus. „ … Alle Verhandlungen mit den Mühlenbesitzern werden keinen Erfolg haben, solange nicht durch eine Enteignung die vielen Zweifel für die Berechnung der Entschädigung, mindestens durch Äußerung von Gutachtern, klargestellt sind.“ Für Schween wird eine Neuberechnung für 18 und 24 PS Wasserkraft gefordert.
25. März 1909. Die Emschergenossenschaft an Herrn Amtmann Schragmüller in Mengede.
Wie hier bekannt geworden, hat der Gutsbesitzer Schween gt. Holthoff zu Ellinghausen, Besitzer der Halfmanns Mühle, seinen Tod durch Ertrinken in der Emscher gefunden. Ich bitte ergebenst um gefällige Mitteilung der Erben des Vorgenannten und um Namhaftmachung der Vormünder.
29. März 1909. Der Amtmann Schragmüller schreibt an die Emschergenossenschaft: … daß der Erbe der Sohn Otto Schween gt. Holthoff ist. Letzterer ist minderjährig und hat seinen Onkel, Landwirt Heinrich Schween gt. Wulff in Nette zum Vormund.
7. November 1909. Der Mühlen- und Wasserbauingenieur Wilhelm Lenz stellt die vorhandene Antriebskraft der Wasserräder fest. Ein Wasserrad treibt die Kornmühle mit Maschinen, das andere Rad die Dynamomaschine ( 110V Gleichspannung, 77 Ampere Stromstärke).
Ergebnis bezüglich des in der Zukunft entfallenden Wasserantriebs: „… kann durch Elektromotor und Vorgelege ersetzt werden.“
9. November 1910: „… Durch ihren Onkel Schween in Nette und Herrn Holthoff ist mir mitgeteilt, daß Sie (Otto Schween) großjährig geworden sind und deshalb selbstständig über den Verkauf des Mühlenstaues (Halfmanns Mühle) bzw. die Verpachtung desselben für 1 Jahr verfügen.“
28. Dezember 1910. Angebot der Emschergenossenschaft an den Mühlenbesitzer Otto Schween: …Mühlenstau: „… biete ich Ihnen entsprechend der für die beiden Mühlen in Ickern im Enteignungswege festgesetzten Entschädigung für Ihre Steuergerechtsame, die zur Zeit eine Kraftleistung von 18,3 PS ermöglicht, die Summe von 65.000 M.“
10. Januar 1911. Das Angebot von 65.000 M wird nochmals mit der Emschergenossenschaft verhandelt. Otto Schween lehnt das Angebot ab, will sich dazu später schriftlich äußern. Mit dem Preis für den notwendigerweise neu zu erwerbenden Grund und Boden ist er einverstanden. Die für die Winterflutung und Wiesenflößung zusammen angebotene Entschädigungssumme sei nicht ausreichend.
Ellinghausen, Lageplan der Königsmühle, Halfmannsmühle. Die Mühle ist rot eingefärbt.
20. Februar 1911. Schreiben der Emschergenossenschaft an Herrn stud. Otto Schween nach Jena, Marienstr. 19: „… Sollte die gütliche Vereinbarung über den Erwerb Ihres Mühlenstaus und des erforderlichen Grund und Bodens nicht möglich sein, muß die Emschergenossenschaft das Enteignungsverfahren baldigst durchführen.“
24. Juni 1912. Die Emschergenossenschaft an die Gelsenkirchener Bergwerks Aktiengesellschaft: „Der Halfmann´sche Mühlenstau kann nunmehr, nachdem die Enteignung Rechtskraft erlangt hat, sofort beseitigt werden. Herr Schween ist benachrichtigt, daß die Emschergenossenschaft in der nächsten Zeit das Ziehen der Schützen vornehmen wird.“
Am 2.Juli 1912 wird berichtet, daß am 26. Juni die Schützen von Halfmann´s Mühle gezogen worden sind. „… Der Wasserspiegel ist um 60 cm abgesenkt worden. Der Weg von der Nette-Courl-Bahn bis zu Ellinghausen, der seit Monaten nicht passierbar war, ist vollständig trocken gelegt. Die Schützen werden bei Dyckerhoff u. Widmann aufbewahrt.“
Die sich über Jahre hinziehenden Verhandlungen über die Wasserrechte der Königsberger Mühle führten 1912 schließlich zur Enteignung der Rechte, so wie bei der Mengeder Mühle auch. Dem Eigentümer der Königsmühle, dem Bauer Wilhelm Schween wurde unterstellt, daß er für die anderen Mühlenbesitzer an der Emscher eine „Vorbildfunktion“ ausübte und diese nicht eher verkaufen wollten, bis sein Fall geklärt war. Der genaue Standort der Mühle ist z. Zt nicht bekannt. Vermutet wird er nach einer Bergbaukarte nördlich der Emscher am Fuß der Aufhaldung zum IKEA – Lager.
Ergänzend folgt hier eine Aufzählung der in Folge der Regulierungsarbeiten der Emscher aufgegebenen oder noch aufzugebenden Mühlenanlagen. Die Angaben stammen von Baudirektor Middeldorf von 1910, der für die Bezirksregierung Arnsberg für die Regulierungsarbeiten zuständig war (s. a. Dr. Dorider, Heimatblättter für Castrop-Rauxel u. Umgebung, Februar 1924)
1. Forsters Papiermühle bei Beek 7,0 km
2. Wittfelder Mühle bei Wittfeld 10,5 km
3. Morians Mühle bei Neumühl 12,0 km
4. Chamottefabrik d. Gutehoffnungshütte bei Oberhausen 20,0 km
5. Horster Mühle bei Horst 36,5 km
6. Henrichenburger Mühle bei Henrichenburg 69,0 km
7. Ickerner Mühle bei Ickern 70,0 km
8. Mengeder Mühle bei Mengede 77,0 km
9. Halfmann Mühle bei Meingede 80,5 km
10. Huckarder Mühle bei Huckarde 86,0 km
11. Bickeder Mühle bei Dorstfeld 87,0km
12. Hahnenmühle bei Dorstfeld 89,0 km
13. Busch Mühle bei Hörde 97,0 km
14. Schürener Mühle bei Schüren 100,5 km
15. Aplerbecker Mühle bei Aplerbeck 102,5 km
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In der Nähe von Haus Ickern wurde eine Wassermühle als Kornmühle und eine Wassermühle als Sägemühle betrieben. Die Kornmühle lag am gestauten südlichen Emscherarm, die Sägemühle mit Vollgatter, Kreissäge und anderen Holzbearbeitungsmaschinen am nördlichen Emscherarm.
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Die Hahnemühle steht auf dem Weg von Mengede nach Leveringhausen in der Nähe des alten Schulhauses und der Laurentiuskapelle. Sie ist die Ruine einer Windmühle (vermutlich eine Kappenmühle).Sie wurde bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit einem Elektromotor angetrieben. (Mehr ist z. Zt. nicht bekannt; aber das kann sich ja ändern!)
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Bei August Wittkamp, 110 Jahre Huckarde 1959, lesen wir:
„Diese Wassermühle am Roßbach wurde zu Ende des 14. Jahrhunderts urkundlich erstmals als Rossemohlen oder Roßmühle genannt. Bei den jeweiligen Verkäufen des Hauses Huckarde wurde die „Mühle vor dem Haus“ immer mit verkauft. Die Mühle hatte einen Mahlgang. … 1832 hat der (Landwirt Theodor Wilhelm Schulte, Besitzer des Hauses Huckarde) die alte verfallene Mühle abgerissen und völlig neu aufbauen lassen. Die notwendigen Bruchsteine – 40 Schachtruten, jede zu 3 Fuder – wurden aus den im Garten nachgebrochenen Fundamenten des ehemaligen Hauses Huckarde gewonnen. Neben dieser Kornmühle in Verbindung mit einer Gerstenschälmühle hat Schulte 1836 noch eine Ölmühle anlegen lassen sowie ein Wohnhaus erbaut. 1839 hat er dazu von Heinrich Fiege den Mühlen- bzw. Teichgarten durch Tausch erworben. Aber Theodor Schulte hatte sich übernommen. Er geriet in bedeutende Schulden…
… später, 1872, ist die „auf einige Jahrhunderte angelegte“ Mühle abgebrochen worden.
„… Dieser (Degener) verkaufte die Ökonomiegebäude und einen Teil der Grundstücke um 1900 an Leifeld (Gärtnerei). Die an alter Stelle neu erbaute Wassermühle kam später an Wilhelm Heitmann.“
Eine zweite Mühle an der Emscher wird in der Sekundärliteratur genannt. Näheres ist darüber nicht bekannt.
Weiterhin gab es in Huckarde an der Rahmer Straße die „Futtermühle“ Wittkamp als Mühle des Industriezeitalters. Das dazu gehörende Wohngebäude ist vermutlich vor 1900 gebaut worden. Ob die Antriebskraft mit Dampf oder Strom bereitgestellt wurde, ist z. Zt. nicht bekannt.
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Welkeners Wassermühle: Bei August Wittkamp (s. o., S. 156, letzter Abs.) lesen wir:
Inzwischen (nach 1930) war die aus neuerer Zeit stammende Wischlinger Wassermühle nach Fortfall der Wasserkraft (durch mehrere Meter Bergsenkung) zu einem Wohnhaus umgebaut worden, das inmitten ausgedehnter Park- und Gartenanlagen heute dem Bergwerksdirektor von Zeche Dorstfeld als Wohnung dient.
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Mühlenkamp. Text auf der Informationstafel an der Mühle:
„Die ehemalige Wassermühle ist in ihrem derzeitigen Erscheinungsbild um 1830 errichtet worden. Es ist aber überliefert, daß sie zwei Vorläufer am selben Standort hatte. So wird aus dem Jahr 1818 von einer dem Schulte-Frohlinde gehörenden Wassermühle mit einem Mahlgang berichtet. In einer noch nicht aufgefundenen Quelle wird berichtet, daß der Mahlgang bis 1937 von einem oberschlächtigen Mühlrad angetrieben wurde. Dann wurde der Betrieb auf einen elektrischen Antrieb umgebaut. Am Ende des Teiches war das Wehr mit dem Schütz zur Wasserhöhenregelung und dem kontrollierten Abfluß in das Gerinne eingebaut. Das Gerinne bestand aus einem U-förmigen Holzkasten, dessen Gefälle zur Wasserregulierung einstellbar war. Wahrscheinlich ist der Zugang zur Mühle mit einer Brücke versehen gewesen, bis der Teichablauf in einer Röhre gefasst wurde.
Der Bauernhof Schulte-Frohlinde, später Vierhaus, war Nachfolger des Reichshofes Frohlinde, der 1488 von dem Grafen von der Mark, dem damaligen Landesherrn bezeugt wurde. Während der Reichshof Castrop zum Ausgangspunkt einer Stadt wurde, blieb der Hof zu Frohlinde ein rein landwirtschaftlicher Betrieb. Bis zur Auflösung des Reichshofverbandes 1806 war das Gut Frohlinde ein Fron- oder Oberhof mit 27 Unterhöfen.
Jüngere Baumaßnahmen haben das äußere Erscheinungsbild der Mühle verändert. Bemerkenswert ist die maschinelle Ausstattung der Mühle, die im Innern noch vollständig erhalten ist (das ist heute nicht mehr der Fall). Schon aus diesem Grunde stellt die Mühle ein technisches Kulturdenkmal dar. Ortgeschichtlich ist sie ein wichtiges Zeugnis des vorindustriellen, landwirtschaftlich strukturierten Castrop-Rauxel.“
Meiner Meinung nach habe ich das Mühlrad (Teile davon) noch als Kind gesehen. Bis Anfang der 60er Jahre wohnten in der Mühle zwei Junggesellen (Brüder?), die einen Futtermittelhandel (u. a. mit Hühnerfutter) betrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ware mit Pferd und Wagen ausgeliefert, danach mit einem Auto. Ob in der Mühle nach dem Krieg noch geschrotet und gemahlen wurde, ist z. Zt. nicht bekannt.
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Die Mühle
Es braust das Wehr, es rauscht das Rad in Waldeseinsamkeit,
wie‘s Schubert uns besungen hat, in Müllers Lust und Leid.
Mir fällt ein altes Volkslied ein mit schöner Melodei:
Von dem zerbrochnen Ringelein, und von gebrochner Treu.
Es zieht durch meinen frohen Sinn manch Müllerlied herum, doch nach der schönen Müllerin sah ich umsonst mich um.
Heinrich Steinheuer
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