
Das mehr als 700 Jahre alte Schloß Bodelschwingh ist bis heute im Familienbesitz und wurde bis vor kurzem noch als Wohnhaus der Famile von Felix Freiherr und Mireta Freifrau zu Knyphausen genutzt. Inzwischen war der Umzug in ein Nebengebäude erforderlich, denn das Schloß bedarf wieder einmal einer größeren Sanierung. Eine derartig außergewöhnliche Immobilie ist Fluch und Segen zugleich. Kommt der uns allen wohl aus MONOPOLY bekannte Satz „Lasse alle Deine Häuser renovieren“, kann es bei einem Wasserschloß schon einmal sehr teuer werden.
Vor inzwischen sechs Jahren stand fest, es muß jetzt gehandelt werden. Klar war von vorne herein, dass die Familie die zu erwartenden hohen Kosten nicht alleine stemmen kann. Das sahen auch andere so, mit denen erste Gespräche geführt wurden. Es gründete sich der Förderverein Haus Bodelschwingh e.V. mit dem gut vernetzten Politiker Prof. Christoph Zöpel an der Spitze. In einer langen Odyssee mit vielen Gesprächen und Anträgen war es schließlich so weit, dass die Finanzierung stand und der symbolische Spatenstich für die in Kürze beginnenden Sanierungsarbeiten gemacht werden konnte. Am 3. April 2025 um 10:30 Uhr war es dann endlich soweit. Eingeladen waren die am Projekt beteiligten Planer und Förderer, sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft.









Die veranschlagten Sanierungskosten belaufen sich auf mindestens 7 Mio. Euro, wovon ca. 6,3 Mio. durch Fördermittel vom Bund, vom Land, und von der Stiftung Deutscher Denkmalschutz aufgebracht werden. Allein das Vollgerüst um das auf Pfählen im Wasser stehende Gebäude verschlingt eine Summe von mehr als 1,2 Millionen Euro. Allen Beteiligten am Sanierungsprojekt sei gewünscht, dass während der Sanierungsarbeiten keine neuen Schäden größeren Ausmaßes entdeckt werden. In ihren jeweiligen Ansprachen dankten sich alle gegenseitig für die gute und zielführende Zusammenarbeit bei diesem Projekt.
Öffentliche Förderung eines solchen Projektes bringt mit sich, dass die Eigentümerfamilie das Objekt zukünftig mehr als bisher der Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Wie genau das aussehen wird, steht zur Zeit noch nicht genau fest. Schloß und Park werden zukünftig aber auf jeden Fall häufiger Schauplatz kultureller Veranstaltungen werden. Während der auf ca. 2 Jahre angesetzten Bauzeit können die inzwischen allseits beliebten Veranstaltungen „Gartenflair“, „Picknick im Park“ und „Winterflair“ leider nicht stattfinden. Erst 2027 soll es wieder richtig losgehen.



Nachfolgend finden Sie die offizielle Pressemeldung, die zum Spatenstich seitens der Familie zu Knyphausen veröffentlicht wurde:
Pressemitteilung der Familie zu Knyphausen:
Sanierungsstart für Schloss Bodelschwingh: Ein neues Kapitel für ein historisches Wahrzeichen, Dortmund, Februar 2025
Nach jahrelangen Vorbereitungen beginnt im März dieses Jahres die Sanierung des 700 Jahre alten Schlosses Bodelschwingh. Das Wasserschloss wurde als „National wertvolles Kulturdenkmal“ von Bund (BVA und BKM) und Land NRW eingestuft und ist eines der ältesten, noch erhaltenen Profanbauten Dortmunds, dass seit seiner Erbauung im Jahr 1302 durchgehend bewohnt ist. Neben seiner Bedeutung und Nutzung als nicht-öffentlicher Wohnort hat sich Schloss Bodelschwingh in den vergangenen elf Jahren als Veranstaltungsort für Events wie Gartenflair, Weihnachtsflair und weitere kulturelle Highlights einen Namen gemacht hat. Mit der umfangreichen Sanierung des baulichen Bestands und Schutz der Außenhülle steht dieses Dortmunder Wahrzeichen vor einem neuen Kapitel seiner Geschichte.
Ein Meilenstein für den Denkmalschutz. Die Arbeiten zum Erhalt des denkmalgeschützten Bauwerks starten mit der Einrüstung voraussichtlich Ende März und werden nach derzeitigem Stand des Bauzeitenplans bis Ende 2026 andauern. Die Arbeiten umfassen die komplette Dacheindeckung, Teile des immer noch originalen Dachstuhls, umfassende Bereiche des stark verwitterten und beschädigten Putzes, die äußeren Steinmetzarbeiten sowie Fenster und Regenwasserableitungen – zusammengefasst alle baulichen Bereiche, die das Bauwerk vor Wassereintrag und damit einhergehendem Verfall durch Witterungsschäden schützen. Gefördert wird dieses komplexe Bauvorhaben durch den Bund, das Land NRW sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (die verantwortlichen politischen Häuser sind BKM in Berlin sowie MHKBD in Düsseldorf). Ziel ist es, die Zukunft des Schlosses als kulturelles regionales und europäisches Kulturerbe zu schützen und damit auch für die Öffentlichkeit u.a. als Veranstaltungsort dauerhaft erlebbar und erfahrbar zu machen.
Parallel zu den Sanierungsarbeiten am Schloss ist ein Klimaprojekt zur Regenerierung der Schlossgräften in Arbeit, die – ähnlich wie andere regionale Beispiele – durch die veränderten Klimabedingungen und enorme Nährstoffeinträge stark unter Druck geraten ist. Die baulichen Arbeiten (Entschlammung und Renaturierung, Steuerungselemente der Wasserhöhen) zielen darauf ab, die Schlossgräften in den lokalen Hochwasserschutz einzubinden und bei Starkregenereignissen einen Beitrag zur Wasserspeicherung zu leisten. Das Projekt läuft im Bundesprogramm des BBSR für Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel und ist eine Kooperation der Stadt Dortmund und der Familie zu Knyphausen und soll planerisch ebenfalls Ende 2026/Anfang 2027 abgeschlossen sein.
Veranstaltungspause während der Bauzeit Infolge der umfassenden Sanierungsarbeiten an Schloss und Gräften setzen die beliebten Veranstaltungen Garten- und Weihnachtsflair für die Jahre 2025 und 2026 aus. „Wir sind dankbar für die Treue unserer Aussteller und Besucher und bedauern, dass wir diese Entscheidung treffen mussten. Gleichzeitig freuen wir uns darauf, 2027 mit altbewährten Konzepten und neuen Ideen wieder viele Menschen nach Schloss Bodelschwingh einzuladen“, so die Veranstalter.
Dank an die treuen Partner Ein besonderer Dank gilt der Stadt Dortmund für die große Unterstützung bei der Realisierung des Fördermittelprojekts. Insbesondere Bürgermeister Thomas Westphal und Bürgermeister a.D. Ullrich Sierau sowie die Dortmunder Bundestagsabgeordneten Jens Peick und Sabine Poschmann haben sich gemeinsam enorm für den Erhalt und das Zustandekommen der Bundes- und Landesförderung eingesetzt. „Ohne die ständige Begleitung und Fürsprache an unterschiedlichsten Stellen wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen“, sagen Felix und Mireta zu Knyphausen über die gemeinsamen Anstrengungen der letzten Jahre. „Es war kein einfacher Weg, aber alle Unterstützer auf der politischen Seite der Stadt, aus dem Denkmalschutz und der Wissenschaft – insbesondere der Fakultät für Kunstgeschichte der TU Dortmund (Profs. Barbara Welzel und Wolfgang Sonne) – haben mit uns an einem Strang gezogen.“ Gemeinsam ist es gelungen, die Zukunft von Schoss Bodelschwingh zu sichern. „Auf diesen gemeinschaftlichen Erfolg sind wir stolz und vor allem sehr dankbar“, heißt es weiter aus der Familie. Ein besonderer Dank gilt auch der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Baudezernat und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, die u.a. die aufwendigen Genehmigungsprozesse engmaschig begleitet
haben. Und auch bei beim Klimaprojekt Gräftensanierung blickt die Familie dankbar auf die, wie es heißt, „überaus zuverlässige und vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit der Stadt Dortmund und dem Amt für Stadtentwässerung zurück. Auf der Ebene der Veranstaltungen gilt ein großer Dank den zahlreichen Ausstellern, deren Kreativität und Leidenschaft die Veranstaltungen in den vergangenen Jahren zu einzigartigen Erlebnissen gemacht haben. „Ihr Engagement prägen das besondere Flair unserer Events und sollen auch in Zukunft die gleiche wichtige Rolle spielen“, heißt es weiter. Die vielen interessierten und fröhlichen Besucher, die diesen Ort in seiner historischen Besonderheit schätzen und die familiäre Atmosphäre würdigen, tragen ebenfalls sehr zur positiven und entspannten Stimmung der Veranstaltungen bei. „Den Charakter eines „Geheimen Gartens“ mitten im Ruhrgebiet gilt es, zu erhalten und in allen zukünftigen Veranstaltungen für unsere Besucher weiterhin erfahrbar zu machen,“ heißt es aus dem gesamten Team der Gartenflair und der Familie zu Knyphausen. Ein Blick in die Zukunft Schloss Bodelschwingh ist ein zentraler Bestandteil der regionalen Geschichte und Kultur und ein Wahrzeichen Dortmunds. Die nun beginnende Sanierung sichert nicht nur den Fortbestand des Bauwerks, dessen Bedeutung weit über die Grenzen der Stadt hinausreicht, sondern schafft auch die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft als Veranstaltungsort.
Kontakt:
Schloss Bodelschwingh
Schloss Straße 75
44357 Dortmund
0231 28862062
kontakt@schlossbodelschwingherleben.de
www.schlossbodelschwingherleben.de
Hier nun noch eine ergänzende Information der Familie zum Ablauf der Arbeiten:
Sanierungsstart für Schloss Bodelschwingh – Überblick zum Bauablauf
Voraussichtliche (!) Projektzeit: April 2025 bis Dezember 2026.
Bauliches Ziel der Maßnahme ist die dringend notwendige Sanierung der „Außenhaut“, um den fortschreitenden Verfall durch Wetter- (=Wasser-) Eintrag zu schützen und den nachfolgenden Schädlingsbefall in den organischen Bauteilen zu stoppen, um so dem Haus eine Zukunft im Bestand zu geben. Die sanierungsbedürftigen Bauteile sind:
- die Dachdeckung
- Teile des Dachstuhls und der tragenden Balkenkonstruktion
- umfangreiche Bereiche der Fassade mit schadhaftem Putz
- die Wasserführung (= Regenrinnen) und wasserführenden Steinsimse
- Fenster und Schlagläden
- Es wird denkmalgerecht im Bestand saniert. Das bedeutet, dass mit baugerechten Materialien repariert und in Stand gesetzt wird. Nur dort, wo durch Verfall Vorhandenes unwiederbringlich zerstört ist und Altes nicht weiterverwendet werden kann, wird ausgetauscht. Das Erscheinungsbild des Bauwerks bleibt unverändert. Das Schloss als „national wertvolles Kulturgut“ wird ein sichtbares und erfahrbares Zeitzeugnis der regionalen und überregionalen Baugeschichte bleiben.
- Voraussichtlich Ende April beginnt der Gerüstbau vor Ort und wird etwa drei Monate dauern, bis das Schloss vollständig eingerüstet ist. Die erste Phase des Gerüstbaus findet teilweise unter Wasser statt. Dafür hebt ein Kran vorgefertigte Bauteile für die unterste Lage des Gerüsts in die Gräfte, die dann von Industrietauchern um das Schloss herumgeschoben werden. Anschließend wird das Gerüst zunächst unter Wasser, dann oberhalb der Wasseroberfläche bis zum Dach hochgezogen. Im Spätsommer sollen planerisch die eigentlichen Sanierungsarbeiten am Haus beginnen.
- Parallel zu den Sanierungsarbeiten am Schloss ist ein Klimaprojekt zur Regenerierung der Schlossgräften in Arbeit, die – ähnlich wie andere regionale Beispiele – u.a. durch die veränderten Klimabedingungen stark unter Druck geraten ist. Die baulichen Arbeiten (Entschlammung und Renaturierung, Steuerungselemente der Wasserhöhen) zielen darauf ab, die Schlossgräften in den lokalen Hochwasserschutz einzubinden und bei Starkregenereignissen einen Beitrag zur Wasserspeicherung zu leisten. Planerisch soll dieses Projekt – das auf Förderebene ein eigenständiges Projekt ist und im Programm zur „Klimaanpassung urbaner Räume“ des BBSR läuft – ebenfalls Ende 2026/Anfang 2027 abgeschlossen sein.
- Infolge der umfassenden Sanierungsarbeiten an Schloss und Gräften pausieren Garten- und Weihnachtsflair für die Jahre 2025 und 2026. In dieser Zeit arbeitet das Veranstaltungsteam an den altbewährten Konzepten und an neuen Ideen, um nach der Sanierung wieder viele Menschen nach Schloss Bodelschwingh einzuladen.
Bericht und Fotos: Gerd Obermeit